Freitag, 15. September 2017

Eröffnung des Kindergartens in Hinterstoder vor 60 Jahren

1957 wurde in Hinterstoder der erste Kindergarten eröffnet.
Lehrerin Maria Moser, die zur Kindergarteneinweihung sprach, drückte damals schon Sorgen aus, die allerdings im Laufe der Jahre noch viel, viel größer geworden wären. Was würde Maria Moser wohl heute zu der Reizüberflutung durch Internet und Massenmedien sagen?

"Es ist mir ein Herzensbedürfnis die Gründung dieses Kindergartens zu begrüßen und dem schönen, fröhlichen Betrieb mit unseren 3 - 6jährigen Stöderern wärmstens allen Segen zu wünschen. Denn aus diesem Kindergarten werden die Buben und Mädchen später durch die Tür nebenan in meine Klasse kommen und dort ihr 1. und 2. Schuljahr verbringen. So kommt ihnen schon jetzt ein großes Maß von Liebe und Freude und ein warmes Umsorgen entgegen.
Alle Lehrer und Erzieher bestätigen, daß die Kinder, die leicht lernen und gut auffassen, mit jedem Schuljahr seltener werden, weil in unserer Zeit die Fähigkeit, sich sammeln zu können, wie bei den Erwachsenen so auch bei den Kindern immer seltener wird. Das große Maß von Reizüberflutung durch Radio, Kino usw., von ständig wechselnden Ablenkungen von sich selbst ist die unbestrittene Ursache.
Wie schwer es für die Eltern, für die Erzieher und nicht zuletzt für das Kind selbst ist, wenn es schwer lernt und begreift, das wissen alle davon Betroffenen. Wenn es eine Erfahrungstatsache ist, daß Kinder, die durch den Kindergarten gegangen sind, jenen Kindern, die den Kindergarten nicht besuchten, um 1 Jahr in der Schule voraus sind, so ist es bestimmt auch deshalb, weil hier im Kindergarten, neben allem fröhlichen Spiel auch gesorgt wird, daß die Kinder sich sammeln lernen zu einem kleinen Gebet, einem kleinen Lied oder Gedicht, daß sie still werden im Anhören einer von Kindern so sehr geliebten Geschichte.
Wie selten findet daheim noch die Mutter dazu Zeit und wieviel an Schönem und Wertvollem geht dadurch dem Kinde verloren. Gerade in der Sammlung zur Stille werden Anlagen geweckt, im frohen, klug gelenktem Tun erhalten sie die Kraft sich auszuwirken für ein ganzes Leben.
Wollen wir alle im Kinde keine Last sehen, kein Spielzeug, sondern eine Gnade und ein Gottesgeschenk, wollen wir vor allem aber in jedem Kind einen Gottesgedanken sehen, der durch unsere Hilfe, durch Liebe und Strenge, Kraft bekommen soll sich in dieser Welt auszuwirken.
So wollen wir alle dankbar sein, daß auch in unserem schönen Heimattal, in diesem schönen Raum, in den die Berge hereinschauen, ein Kindergarten zustande kam. Möge er sich auswirken als Segen Gottes für die Kleinen, für Eltern und Erzieher, als Segen für unser Stodertal."

Maria Moser und Kinder



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