Freitag, 20. November 2020

Peter Rosegger zu Besuch in Windischgarsten

Am 1. August 1912 saß auf einem Bankerl vor der Kalvarienbergkirche in Windischgarsten ein berühmter Dichter. Er war an die 70 Jahre alt, herrisch gekleidet und genoß die ruhige Mittagsstunde und den weiten Blick auf Windischgarsten. Im ganzen deutschen Sprachraum und weit darüber hinaus waren seine Werke bekannt, denn seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Der steirische Schriftsteller Peter Rosegger (geb. 1843, gest. 1918) war beim damaligen Bürgermeister von Windischgarsten, Franz Schröckenfux, zu Besuch um einige Tage Urlaub zu machen.

Man kann nur vermuten wie der Dichter aus Krieglach und der Bürgermeister aus Windischgarsten miteinander bekannt geworden sind. Vermutlich hat der Gewerke (Sensenfabrikant) Schröckenfux den Dichter einmal in seiner Heimat besucht, weil er nach Daten für seine Häuser und Sensenchronik gesucht hat. Die Mürztaler Sensenschmiede waren daher ein interessantes Gebiet zum Nachforschen für ihn. Bei dieser Gelegenheit dürfte Schröckenfux Peter Rosegger eingeladen haben. Es gefiel ihm in Windischgarsten sehr gut und er plante gleich im selben Jahr noch einmal zu kommen. Leider verhinderten seine Asthmaanfälle und seine Schlaflosigkeit einen weiteren Besuch.

Herr Schulrat Kusche, der in seinen „Leutgeschichten“ von diesem Besuch berichtete, besitzt sogar noch ein Schreiben von Rosegger an Schröckenfux in dem er von seiner Krankheit berichtet und versichert, sobald es ihm besser geht … Zitat aus dem Brief: “ So gute Tage, wie der erste August es war, sind selten. Indes, die Hoffnung aufs Besser werden verlässt den Menschen nie, vielleicht wird doch auch mein Traum von schönen Windischgarstner Tagen noch wahr!“

Über eine Prophezeiung von Peter Rosegger sollte man nachdenken: Je länger der sogenannte Volkswohlstand dauert, je häßlicher wird das Land. Die Wälder werden abgeholzt, die Berge aufgeschürft, die Bäche abgeleitet und verunreinigt. Die Wiesen werden mit Fabriken besetzt, die Lüfte mit Rauch erfüllt. Die Menschen unruhig, unzufrieden und heimatlos gemacht. Und so fort. Und alles des Geldes wegen.  

Damals konnte man Windischgarsten schon per Bahn erreichen. Der Dichter konnte gratis reisen, denn die k.k.Staatsbahnen hatten ihm 1889 eine Freikarte 1.Klasse verliehen. Rosegger fuhr sehr gerne mit der Bahn. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jede Strecke sobald sie eröffnet war, zu befahren und kennen zu lernen. Er war bald nach Eröffnung des Bosrucktunnels 1906 von Graz nach Linz gefahren. Nachstehend ein Link zu einem Bericht in dem er von dieser Fahrt berichtet.

https://stodertalfreunde.blogspot.com/2019/10/eine-eisenbahnfahrt-durch-den.html

Peter Rosegger


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