Samstag, 10. Dezember 2022

Interessante Anekdoten

Im Pilsner Tagblatt und im Grazer Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen.

Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Oscar Wilde (geb.1854, gest.1900)
Lyriker, Romanautor, Dramatiker

Pilsner Tagblatt 7. November 1930
Geistreich bis zuletzt.
Als Oscar Wilde in seinem Pariser Hotelzimmer auf dem Sterbebett lag, bemühten sich mehrere Ärzte um ihn und besprachen leise die geringen Aussichten, bei der Armut des Dichters zu ihrem Geld zu kommen.
Aber Wilde hörte die geflüsterten Worte, richtete sich noch einmal auf und sagte: „Jch weiß, ich weiß, meine Herren, ich sterbe — über meine Verhältnisse!"

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Pilsner Tagblatt 7. November 1930
Hochzeitshonorar ?
„Was bin ich schuldig?" fragt« der glückliche Ehemann den Geistlichen nach der soeben vollzogenen Trauung. „Ich will es Ihnen überlassen", sagte dieser zuvorkommend, „sie müssen ja am besten den Wert des Dienstes zu schätzen wissen, den ich ihnen geleistet habe".
„Dann möchte ich, wenn Sie gestatten, ein Jahr mit der Bezahlung warten", schlug der Vorsichtige vor. „Dann werde ich besser wissen, ob ich Ihnen 1000 Kronen geben soll oder nichts".
„Nein, nein", fiel der Gottesmann eifrig ein. „So geht es nicht. Zahlen Sie lieber 
10 Kronen sofort".
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Grazer Tagblatt 8. Juni 1913
Der untersuchte Freiersmann.
Herr Witmer erzählte eine charakteristische Anekdote über den vor einigen Jahren verstorbenen, berühmten Moskauer Arzt Prof. Sacharjin.
Der Professor, der Leibarzt des Zaren war, hatte eine bildschöne Tochter, die sich in einen Ulanen-Offizier verliebte. Der Offizier machte ihr einen Heiratsantrag; die junge Dame war natürlich mit Freuden einverstanden, aber ihre Mutter konnte sich lange nicht entschließen, die Liebesgeschichte ihrem Mann, dem wegen seiner Grobheit selbst in den höchsten Kreisen gefürchteten Professor, beizubringen.

Endlich aber bot sich eine passende Gelegenheit zur Aussprache, Prof. Sacharjin hörte seine Frau merkwürdig ruhig an und sagte dann nur kurz, dass er den Freier zu einer bestimmten Zeit in seinem Sprechzimmer zu sehen wünsche.
Der Offizier warf sich in seine Paradeuniform und erschien vor dem Professor.  Sacharjin musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle und sagte dann mit dumpfem, harten Ton, der ihn noch unliebenswürdiger machte, als er ohnehin war, lakonisch: „Wollen sie meine Tochter heiraten?"— „Jawohl, Herr Professor," erwiderte stark eingeschüchtert der Offizier. Sacharjin sah ihn wieder scharf an, als wenn er ihn durchbohren wollte und sagte rauh: „Ausziehen". Da ihn der Ulane verständnislos ansah, fuhr er ihn barsch an: „Hören sie denn nicht? Sie sollen sich ausziehen". Der Offizier glaubte, dass der Professor plötzlich verrückt geworden sei, aber er gehorchte und legte rasch seine Paradeuniform ab. „Hemd auch weg!" schrie Sacharjin. Auch diesen Befehl erfüllte der Heiratskandidat. Nun begann eine lange aufmerksame Besichtigung und Beklopfung, bei der dem Offizier, da der Professor kein Wort spracht, Angst und Bange wurde. Endlich schrie Sacharjin, wie von einer schweren Last befreit. „Sie sind gesund und können heiraten. Meinetwegen meine Tochter. Werde ihnen 1000 Rubel monatlich geben. Wenn Sie ein anständiger Mensch sind, lege ich zu". 
Zwei Wochen später fand die Hochzeit statt.

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