Freitag, 23. November 2018

Pfarrer Franz Bayer, unvergessen im Stodertal.


Franz Bayer wurde in die Familie eines Landwirtes und Webers in Wittinghausen, heute in Tschechien Vitkuv Hradek, im südlichen Böhmerwald geboren.

Franz Bayer und seine Heimat im Böhmerwald

Dem Rat des Arztes folgend fuhr seine Mutter zur Geburt in ein Krankenhaus nach Linz und er wurde dort, wie er immer erzählte, am Tag und zur Stunde der Domeinweihung, am 29.4.1924 getauft.

Um seine Waren zu verkaufen, ist sein Vater nach Österreich gefahren und hat seinen Kindern oft von diesen Reisen erzählt. Von hohen Bergen, malerischen Ortschaften, und von Gesellschaften die in Wirtshäusern sitzen und Pfeife rauchen. Durch die Erzählungen hat der Vater die Neugier seines Sohnes auf die Berge geweckt.
In einer Gästezeitung von Vorderstoder, in der Pfarrer Bayer über seinen Lebenslauf berichtete,  erzählte er dem Autor des Zeitungsartikels, Rainer Lotter, aus seiner Schul-, Studien,- und Militärzeit.
Nach der Volksschule kam Franz Bayer bis zum Anschluss 1938 in ein Jesuiteninternat in das nördliche Sudetenland.
Er erzählte: "An dieses Jesuiteninternat habe ich sehr schöne Erinnerungen. Es war für die damalige Zeit sehr modern, mit elektrischem Licht und Zentralheizung. Das machte auf mich als Dorfbuben einen großen Eindruck. Es hat mir nichts ausgemacht, dass ich von September bis Weihnachten nicht nach Hause gekommen bin. Nach der Schließung der Jesuitenschule kam ich nach Passau in das bischöfliche Gymnasium und Internat. Das war für mich keine leichte Umstellung. Diese Schule war gegen das Jesuiteninternat altmodisch und streng. Heute noch haben wir alle 5 Jahre in Passau ein Jahrgangstreffen der Mitschüler.  
Im Frühjahr 1942 wurde ich zum Arbeitsdienst eingezogen und im Herbst des selben Jahres zur Wehrmacht. Durch eine göttliche Fügung bin ich nicht, wie viele meiner Schulkollegen, als Kanonenfutter nach Russland gekommen, sondern zur Südarmee. Vor dem Einrücken zur Wehrmacht habe ich den Entschluss gefasst Priester zu werden. In Süditalien wurde ich von den Engländern gefangen genommen  und in ein Lager gebracht. Als Student hatte ich es nicht leicht, da ich keine Berufsausbildung hatte. Dadurch landete ich bei einer "Zweimann-Graszupfereinheit". Die englischen Offiziere waren sehr genau und wollten ihre Kieswege ohne Gras. So habe ich damals mit dem ehemaligen Handelskammerpräsidenten und Landesrat von Oberösterreich, Rudolf Trauner, in Italien Gras gezupft. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft bin ich in Linz in das Priesterseminar eingetreten. Am 29.6.1949 wurde ich von Kardinal Innitzer - (dessen Vorfahren übrigens aus Vorderstoder stammen) - zum Priester geweiht. Vom Mühlviertel durch das Ennstal bin ich am 1.9.1958 nach Hinterstoder gekommen. Seit diesem Tag bin ich Stoderer. Am 1.9.1969 habe ich die Pfarre Vorderstoder übernommen. Ich liebe die Menschen hier und fühle mich sehr wohl."

Im Auftrag und unter der Leitung von Pfarrer Bayer wurde in den 1960er Jahren die Kirche und der Pfarrhof in Hinterstoder gründlich renoviert. Danach, als Pfarrer von Vorderstoder, sanierte er hier Pfarrhof und Kirche.
Am 10. Juni 2005 wurde Pfarrer Bayer im Friedhof seiner geliebten Gemeinde Vorderstoder zu Grabe getragen und  heute noch lebt er in den Herzen und in der Erinnerung vieler Stodertaler als gütiger, weiser, bescheidener und immer hilfsbereiter Pfarrer weiter. In seinem geistlichen Testament schrieb er "......Ich danke der Bevölkerung von Vorderstoder! Ich durfte hier die schönsten Jahre meines Lebens verbringen!"
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote aus den 1970er Jahren:
Anfang 1970 übersetzte Wolfgang Teuschl Teile des Neuen Testamentes in die
Wiener Mundart. Daraus entstand die Schallplatte „Jesus und seine Haberer“
(Jesus und seine Freunde), besprochen von dem bekannten Wiener Volksschauspieler Kurt Sowinetz.
Bald darauf überbrachte ein Vorderstöderer Stammgast aus Wien nach der
Sonntagsmesse diese Schallplatte dem Herrn Pfarrer als Geschenk. Im Pfarrhof
angekommen packte Hochwürden die Platte aus, las „Jesus und seine Haberer“
und wurde sehr nachdenklich. Er wusste von den Judäern, Phöniziern,
Samaritern, Edomitern, Nabatäern, Makkabäern und weiteren Stämmen. Aber von den Haberern hatte er noch nie gehört. Sogleich suchte er sämtliche Bücher aus seiner Bibliothek, die über die alten Völker im Heiligen Land berichteten, um sich zu informieren.
Wenn dieses rätselhafte Volk der „Ha-be-rer“ schon in der Überschrift als „seine Haberer“
bezeichnet wird, müsste er es doch unbedingt kennen. Als er die Schallplatte
abspielte, verstand er zunächst gar nichts. Er fragte sich schon, warum ihm
der Gast eine Schallplatte mit einer ihm völlig fremden Sprache zum Geschenk
gemacht hatte. Erst nach nochmaligem Abspielen glaubte er einige Wort zu verstehen.
Zum Glück traf er bald darauf den Wiener Gast wieder und der lüftete dann
endgültig das Geheimnis: „Haberer“ sei echtes Wienerisch und meine „Freunde“,
leite sich vermutlich vom Jiddischen Chaverim ab. “.












Primizfeier von Abt Nikolaus von Schlierbach in Vorderstoder 2000  


Feier zum 80. Geburtstag von Hans Lang,  dem "Friedlbauer", im Jahr 2000. 


Grabstätte in Vorderstoder 2005


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