Freitag, 25. Mai 2018

Erinnerungen an Fronleichnam in den 1930er Jahren.

Eine Stodertalerin erzählt aus ihrer Jugendzeit in den 1930er Jahren vom Fest Fronleichnam in Hinterstoder.
Die Fronleichnamsbilder sind vermutlich in der 2. Hälfte der 1950er Jahre entstanden. Die abgebildeten Kinder müssten heute ca. 65 bis 70 Jahre alt sein. 

Ein großer Festtag für Hinterstoder war der Fronleichnamstag. An diesem Tag besuchte mich meine Godn (Taufpatin) und ging mit uns gemeinsam zum Fronleichnamszug. Dazu zog uns Mutter schöne, weiße Kleider an. Sie flocht uns am Tag zuvor viele dünne Zöpfe, die sie mit Zuckerwasser benetzte. Am nächsten Morgen hatten wir schöne krause Engelhaare. Aus Margeriten, Taukraut und Frauenmantel machten wir uns Kränzchen in die Locken.
Tage vorher banden fleißige Frauenhände Fronleichnamskränze und schmückten damit die Kirche und die Stationen des Fronleichnamszuges. In allen Fenstern, an denen der Zug vorbeikam standen Heiligenbilder, Blumen und Kerzenleuchter. Dann ging der Zug von der Schmalzerkapelle zur Stegerkapelle, zur Marienstatue bis zum Windscheck und wieder zurück zur Kirche.
Begleitet wurde der Zug von den Lehrern, Schulkindern, Gemeindevertretern, Bergrettungsdienst, Feuerwehr Goldhaubengruppe, Musikkapelle und vielen Gläubigen.
Die Donnerschläge der Böller waren weithin, durch das sonst so stille Tal, zu hören. Klarinetten, Trommeln und Tschinellen spielten Märsche, die zusammen einen Heidenlärm verursachten. Hinter der Musikkapelle trugen Männer Stangen mit Kirchenfahnen, dann kamen die Ministranten in weißen Chorhemden mit einem rotsamtenen Tabernakel-Baldachin.
Sie schwangen qualmende Weihrauchgefäße. Jeder hatte in seiner Hand ein Metallglöckchen, wobei das eine mit einem höheren Klang, das andere mit einem tieferen Klang abwechselte.
Der auf vier Stangen schwebende Baldachin war aus roter Seide mit goldenen Quasten rings herum und vier goldenen Knöpfen über den Stangen. Darunter schritten in glitzerndem Ornat drei Priester, wovon der mittlere von einem weißen Seidentuch umhüllt die Monstranz hielt. In der Mitte war ein goldfunkelnder  Stern mit dem Allerheiligsten. Die Priester an beiden Seiten hielten ihre Köpfe in Demut geneigt, die Augen gesenkt und die Hände in Anbetung gefaltet.
Was wurde nicht alles in der Prozession mitgetragen. Festlich gekleidete Mädchen trugen Pölster mit mit vielen weißen Bändern, Marien- und Herz Jesu Statuen und große Blumentöpfe zu Ehren der Heiligen. Unter den bevorzugten Trägern war ich freilich nie. Es wurde uns gesagt, wir wären zu arm und hätten nicht so schöne Kleider und Schuhe wie die anderen.  
























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