Die Fronleichnamsbilder sind vermutlich in der 2. Hälfte der 1950er Jahre entstanden. Die abgebildeten Kinder müssten heute ca. 65 bis 70 Jahre alt sein.
Ein großer Festtag für Hinterstoder war der
Fronleichnamstag. An diesem Tag besuchte mich meine Godn (Taufpatin) und ging
mit uns gemeinsam zum Fronleichnamszug. Dazu zog uns Mutter schöne, weiße
Kleider an. Sie flocht uns am Tag zuvor viele dünne Zöpfe, die sie mit
Zuckerwasser benetzte. Am nächsten Morgen hatten wir schöne krause Engelhaare.
Aus Margeriten, Taukraut und Frauenmantel machten wir uns Kränzchen in die
Locken.
Tage vorher banden fleißige Frauenhände Fronleichnamskränze
und schmückten damit die Kirche und die Stationen des Fronleichnamszuges. In
allen Fenstern, an denen der Zug vorbeikam standen Heiligenbilder, Blumen und
Kerzenleuchter. Dann ging der Zug von der Schmalzerkapelle zur Stegerkapelle,
zur Marienstatue bis zum Windscheck und wieder zurück zur Kirche.
Begleitet wurde der Zug von den Lehrern, Schulkindern,
Gemeindevertretern, Bergrettungsdienst, Feuerwehr Goldhaubengruppe, Musikkapelle
und vielen Gläubigen.
Die Donnerschläge der Böller waren weithin, durch das sonst
so stille Tal, zu hören. Klarinetten, Trommeln und Tschinellen spielten Märsche,
die zusammen einen Heidenlärm verursachten. Hinter der Musikkapelle trugen
Männer Stangen mit Kirchenfahnen, dann kamen die Ministranten in weißen Chorhemden
mit einem rotsamtenen Tabernakel-Baldachin.
Sie schwangen qualmende Weihrauchgefäße. Jeder hatte in
seiner Hand ein Metallglöckchen, wobei das eine mit einem höheren Klang, das
andere mit einem tieferen Klang abwechselte.
Der auf vier Stangen schwebende Baldachin war aus roter
Seide mit goldenen Quasten rings herum und vier goldenen Knöpfen über den Stangen.
Darunter schritten in glitzerndem Ornat drei Priester, wovon der mittlere von
einem weißen Seidentuch umhüllt die Monstranz hielt. In der Mitte war ein goldfunkelnder Stern mit dem Allerheiligsten. Die Priester
an beiden Seiten hielten ihre Köpfe in Demut geneigt, die Augen gesenkt und die
Hände in Anbetung gefaltet.
Was wurde nicht alles in der Prozession mitgetragen.
Festlich gekleidete Mädchen trugen Pölster mit mit vielen weißen Bändern,
Marien- und Herz Jesu Statuen und große Blumentöpfe zu Ehren der Heiligen. Unter
den bevorzugten Trägern war ich freilich nie. Es wurde uns gesagt, wir wären zu
arm und hätten nicht so schöne Kleider und Schuhe wie die anderen.
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