Was früher, vor langer, langer Zeit sich genau so zutrug,
kann man heute fast nicht glauben.
In einem entlegenen Bauernhof im Stodertal starb zu dieser
Zeit ein älterer Hilfsarbeiter.
Den Taglöhner kannte niemand im Dorf, weil er erst einige Tage
zuvor als Erntehelfer von dem Bauern eingestellt wurde. Man wußte eigentlich
überhaupt nichts von ihm, außer, dass er gerne einen über den Durst getrunken hat.
Der Tod holte ihn in der
Nacht und der Leichenbestatter wurde beauftragt, ihn für die Beerdigung
abzuholen. Der Bestatter kam mit seinen Gehilfen und wie es der Brauch war
wurde zunächst ein Stamperl Schnaps getrunken. Auf einem Bein steht man
schlecht, also wurde nachgeschenkt. Die Trauer, weil den Toten niemand kannte, hielt sich in Grenzen. Trotzdem war es natürlich angebracht, auch auf den
Verstorbenen ein Glas zu trinken. Irgendwann aber kam der Moment zum
Abtransport der Leiche. Die steile Stiege von der Dienstbotenkammer zum
Fuhrwerk in den Hof war schon eine Herausforderung, die aber einigermaßen gemeistert wurde. Auf der Heimfahrt kam man
bei einem Bauern vorbei, der mit dem Bestatter gut befreundet war. Natürlich
mußte man kurz anhalten und natürlich wurde man mit Most und Schnaps bewirtet.
Die Fortsetzung der Fahrt nach ein/zwei Stunden erforderte den Umständen
entsprechend schon eine gehörige Portion Konzentration. Der Weg führte an einem
Gasthaus vorbei und spontan wurde beschlossen noch eine kleine Rast
einzuhalten.
Im Gasthaus war man gleich in einer gemütlichen Runde
integriert und durstig trank man, weil man ja nicht mischen soll, wieder Most
und Schnaps. "Jetzt müssen wir aber gehen, denn draußen wartet einer der
nicht hereinkommen mag" sagte der Bestatter zur Kellnerin. "Wartet
nur, den hol ich schon herein" und schon war sie weg. Sekunden später kam
sie schreiend und schimpfend zurück. Das war dann auch der endgültige Aufbruch.
Als man endlich die Kirche erreichte, war es finstere Nacht geworden. Die steilen Stufen hinauf zum Eingang und zur Leichenkammer wurden nur unter allergrößter Mühe, Stufe für Stufe mit dem Sarg
bewältigt. Doch als der Sarg dann endlich in der Totenkammer abgestellt war und
man nocheinmal an den Verstorbenen dachte, mußte man doch sagen, daß ihm seine letzte Fahrt
bestimmt gefallen hätte.
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