Dienstag, 3. Juni 2014

Eine beschauliche letzte Reise in das Jenseits


Was früher, vor langer, langer Zeit sich genau so zutrug, kann man heute fast nicht glauben.
In einem entlegenen Bauernhof im Stodertal starb zu dieser Zeit ein älterer Hilfsarbeiter. 
Den Taglöhner kannte niemand im Dorf, weil er erst einige Tage zuvor als Erntehelfer von dem Bauern eingestellt wurde. Man wußte eigentlich überhaupt nichts von ihm, außer, dass er gerne einen über den Durst getrunken hat.
Der Tod holte ihn in der Nacht und der Leichenbestatter wurde beauftragt, ihn für die Beerdigung abzuholen. Der Bestatter kam mit seinen Gehilfen und wie es der Brauch war wurde zunächst ein Stamperl Schnaps getrunken. Auf einem Bein steht man schlecht, also wurde nachgeschenkt. Die Trauer, weil den Toten niemand kannte, hielt sich in Grenzen. Trotzdem war es natürlich angebracht, auch auf den Verstorbenen ein Glas zu trinken. Irgendwann aber kam der Moment zum Abtransport der Leiche. Die steile Stiege von der Dienstbotenkammer zum Fuhrwerk in den Hof war schon eine Herausforderung, die aber einigermaßen gemeistert wurde.  Auf der Heimfahrt kam man bei einem Bauern vorbei, der mit dem Bestatter gut befreundet war. Natürlich mußte man kurz anhalten und natürlich wurde man mit Most und Schnaps bewirtet. Die Fortsetzung der Fahrt nach ein/zwei Stunden erforderte den Umständen entsprechend schon eine gehörige Portion Konzentration. Der Weg führte an einem Gasthaus vorbei und spontan wurde beschlossen noch eine kleine Rast einzuhalten.

Im Gasthaus war man gleich in einer gemütlichen Runde integriert und durstig trank man, weil man ja nicht mischen soll, wieder Most und Schnaps. "Jetzt müssen wir aber gehen, denn draußen wartet einer der nicht hereinkommen mag" sagte der Bestatter zur Kellnerin. "Wartet nur, den hol ich schon herein" und schon war sie weg. Sekunden später kam sie schreiend und schimpfend zurück. Das war dann auch der endgültige Aufbruch. Als man endlich die Kirche erreichte, war es finstere  Nacht geworden. Die steilen Stufen hinauf zum Eingang und zur Leichenkammer wurden nur unter allergrößter Mühe, Stufe für Stufe mit dem Sarg bewältigt. Doch als der Sarg dann endlich in der Totenkammer abgestellt war und man nocheinmal an den Verstorbenen dachte, mußte man doch sagen, daß ihm seine letzte Fahrt bestimmt gefallen hätte.

   

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