Aus der Erinnerung eines Schulmädchens:
Das Brotteig machen war eine besondere Arbeit der Großmutter. Alle 3 Wochen duftete das ganze Haus nach frischem Brot. Jede Bäuerin hatte ihr eigenes Brotrezept. Das Brotbacken war eine kleine Wissenschaft.
Das Brotteig machen war eine besondere Arbeit der Großmutter. Alle 3 Wochen duftete das ganze Haus nach frischem Brot. Jede Bäuerin hatte ihr eigenes Brotrezept. Das Brotbacken war eine kleine Wissenschaft.
Der Backofen wurde schon lange vorher eingeheizt. Die großen
Holzscheiter wurden im Ofen kreuzweise eingeschlichtet um dem Feuer genug
Luftzug zu geben. War das Holz verbrannt wurde die Glut mit einem
"Scherer", der an einem halb verkohlten Stil befestigt war,
gleichmäßig verteilt. Dabei schlugen höllische Blitze aus dem Ofenloch heraus.
Dann wurde mit einem eigens dafür hergerichteten "Waschl" (Lappen), der in
kaltes Wasser getaucht wurde, der Rest der Glut zusammengewischt. Verbranntes Holz gab wenig Asche, die auf nur einer Mistschaufel Platz hatte.
Der Backtrog stand auf 2 Schragen in der Stube. Schon am
Vorabend mußte der Sauerteig mit Mehl und Wasser angerührt werden. Um 4 Uhr Früh begann Großmutter den Teig zu kneten. Der Brotteig wurde in geflochtene
"Strohsimperl" (Körbchen) gelegt und stand zugedeckt einige Stunden
um zu rasten.
Nun konnte das Einschießen (der Brotlaibe in den Ofen)
beginnen. Vorher mußten wegen der Zugluft alle Türen und Fenster geschlossen
werden und niemand durfte den Raum betreten.
Die geringste Zugluft konnte den Brotlaiben schaden. Nicht
einmal ein feuchter Lappen durfte in der Nähe hängen. Das Brot könnte
zusammenfallen und "speckig" werden. Die Teigkugeln wurden von den
"Simperln" in die Mitte der Ofenschüssel gestürzt. Die Ofenschüssel
war eine langstielige flache Holzscheibe. Beim Einschießen durfte sich
Großmutter durch nichts ablenken lassen. Der Ofen war gerade so groß, daß 8
große Bauernbrotlaibe Platz fanden. Für Großmutter war beim Backen jeder
Handgriff in Fleisch und Blut übergegangen. Sie hatte eine einmalige Taktik.
Sie wußte genau , wie sie im inneren des Ofens rund um das Ofenloch eine
Teigkugel um die andere zu setzen hatte. 2 Stunden dauerte die Backzeit und
dabei war es in der Stube so heiß, daß nicht nur die Heiligen am Hausalter
schwitzten sondern auch die Fenster.
Wenn das Brot gebacken und einigermaßen ausgekühlt war
konnten wir es kaum erwarten ein frisches Brotscherzl (Brotanschnitt) zu essen.
Beim Anschneiden wurden mit der Messerspitze oder dem Daumen 3 Kreuze auf den
Brotlaib gezeichnet und dabei gemurmelt "im
Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes Amen".
Hier macht noch die Altbäuerin Theresia Platzer
vom Steyrsberg das Brot. Sie ist leider schon verstorben.
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen