Freitag, 28. Juni 2019

Prominente Urlauber 1934

Der Sommerurlaub steht vor der Tür und heute fragt man sich, so wie im Jahr 1934 auch, wo und wie man den Sommerurlaub verbringen soll. Das "Neue Journal" hat damals prominente Persönlichkeiten gefragt. Manche wollten auf unsere Almen und Bergen wandern.

Neues Journal 17. Juni 1934


Professor Erich Wolfgang  Korngold

Komponist, Dirigent, Pianist (geb. 1897 in Brünn, gest. 1957 in Los Angeles)

Ich verbringe meinen Sommer mit dem Komponieren einer neuen Oper und arbeite außerdem an der Verschönerung meines kleinen oberösterreichischen Landgütls.

                                                                   Professor Erich Wolfgang Korngold

Blanka Glossy Schauspielerin, Graphikerin (geb. 1893 in Wien, gest. 1952 in Wien)

Des Sommers Hitze könnt´ mir schaden,
drum biet´ ich ihr durch Pritscheln Schach.
Doch geh´ ich nicht nach Baden - baden,
mein Schwefelziel ist Schallerbach.
Hab´ ich drei Wochen dort "verbrungen"
und die Gesundheit repariert,
wird mancher hohe Berg bezwungen
und auf die Gipfel los marschiert.
Ich möchte nämlich gern ergründen,
ob sich der Aufenthalt dort lohnt,
und ob die Alm ist frei von Sünden,
trotzdem am Berg die Freiheit wohnt.

Alexander Girardi, Blanka Glossy


Max Brod Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker (geb. 1884 in Prag, gest. 1968 in Tel Aviv)

Mit dem heurigen Sommer ist das so eine eigene Sache - ich traf neulich einen Bekannten - natürlich frage ich ihn: "Wohin gehen Sie heuer aufs Land?". Da sagt er mir: "Na, hören Sie, ein Mensch, der das Glück hat in Wien zu leben, braucht doch keinen Landaufenthalt. Wien ist doch eine herrliche Stadt, diese fabelhafte Umgebung, diese vielen Badegelegenheiten an der Donau..." Da sage ich ihm: " Sie haben recht - ich bin auch stier."


Max Brod


Rose Albach-Retty, Schauspielerin, (geb. 1874 in Hanau, gest. 1980 in Baden) Großmutter von Romy Schneider

Wie alljährlich in St. Gilgen am Wolfgangsee.


Rose Albach-Retty


Hedwig Bleibtreu, Theater und Filmschauspielerin (geb. 1868 in Linz, gest. 1958 in Wien) 

Vorläufig Eger, Wallenstein - Festspiele, nachher noch unbestimmt.


Hedwig Bleibtreu


Else Wohlgemuth, Hofschauspielerin, Ehrenmitglied des Burgtheaters (geb. 1881 in Berlin,

 gest. 1972 in Wien)

Bei lieben Freunden im Salzkammergut.


Elsa Wohlgemuth

Hermann Wiedemann, Opernsänger, Kammersänger (geb. 1879 in München, gest. 1944 in Berlin)

Ich verbringe einen Teil meiner Ferien, wie immer, im Gebirge. in diesem Sommer werde ich vorerst eine Wanderung durch das Gesäuse machen. Natürlich nicht auf der Straße, mich zieht es auf die Höhen und so werde ich mir die Jöcher und Hütten näher ansehen und im Vorbeigehen auch einen oder mehrere Gipfel mitnehmen. Wenn die Zeit und das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, dann geht es noch über die Prielgruppe nach Hinterstoder. Mitte Juli muss ich noch nach Zoppot, wo ich in den Waldfestspielen dreimal den Beckmesser singe. Dann dürfte im August wohl Salzburg drankommen - mit all den lieben und schönen Erlebnissen, die diese wundervolle Stadt und ihre herrliche Umgebung bieten. Der September zwingt uns ja dann immer  erholt zu sein, um mit neuen Kräften eine anstrengende Saison gerüstet antreten zu können.

Hermann Wiedemann


Leo Slesak, Opernsänger und Schauspieler (geb. 1873 in Mährisch-Schönberg, gest. 1946 in Rottach - Egern)

Meinen Sommer verbringe ich in den Filmateliers, wo ich eine singuläre Erscheinung im Darstellen von alten Idioten sein werde. Im Spätherbst mache ich eine große Reise mit dem Auto und erhole mich.

Leo Slesak


Hans (John) Wengraf

Theater und Filmschauspieler (geb. 1897 in Wien, gest. 1974 in Santa Barbara, Kalifornien)

Immer so gegen Weihnachten fange ich an Sommerpläne zu machen. Ich nehme dann Prospekte und Landkarten zur Hand und dann fange ich an zu schwanken; ich schwanke zwischen einer Nordlandreise und einer wundervollen Fahrt zu den Kanarischen Inseln, zwischen den italienischen Seen und einer Donaufahrt an das Schwarze Meer, zwischen Tirol und Kärnten. Dieser schwankende Zustand dauert bei mir bis ins späte Frühjahr hinein. Wenn ich aber meine Urlaubsbezüge am ersten Urlaubstag „überprüfe“ - dann allerdings bekommt mein Reiseprogramm ein anderes Gesicht! Heute schwanke ich zum Beispiel nur mehr zwischen Gastein und dem Wörthersee, wobei ich in Anbetracht der zu erwartenden Schneiderrechnungen schon stark erwäge, einen Teil meines Urlaubs zu einer Gastspielreise zu verwenden. Nach diesen Andeutungen wird sich nun niemand mehr wundern, wenn er mich während der Urlaubszeit etwa in der Nähe von Purkersdorf oder Greifenstein antrifft, denn – wie gesagt – : ich schwanke noch immer.


Ida Koor -  Hans Wengraf

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