Freitag, 13. Oktober 2023

Allerlei aus alten Zeitungen

Im Linzer Volksblatt, im Prager Tagblatt und im Erlafthal Boten konnte man folgende Artikel lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

„Linzer Volksblatt" den 11. Oktober 1914.
Schulleiter i. R. Niedereder ein Botaniker von internationalem Rang.
Aus Vorderstoder wird uns geschrieben: Eine stille Zierde Oberösterreichs war ohne Übertreibung Franz Niedereder, pensionierter Schulleiter in Vorderstoder, welcher daselbst am 5. Oktober sanft verschied.
Ungefähr ein Menschenalter hatte er dort gewirkt im Dienste der Schule und auch in der Kirche als Organist, voll Seelengüte und Pflichteifer, mochte ihm auch die Welt manchmal mit Undank lohnen.
Schwer war ihm darum die Trennung gewesen, als er heuer nach vorausgegangenem Urlaub im Mai wegen Kränklichkeit — Asthma — in Pension gegangen war und vor einem Monate das Schulhaus verlassen musste. Und hatte er früher in seiner Freude an Musik mit großen Opfern eine Kapelle herangebildet, so wollte er jetzt wenigstens den Organistendienst noch eine zeitlang fortführen.
Leider sollte es ihm nicht mehr lange gegönnt sein, unter der treuen Obhut seiner Schwester die verdiente Ruhe zu genießen. Es wäre keine müßige Ruhe gewesen. 

Mitte der Neunziger Jahre fing nämlich Niedereder an, sich eingehend mit der Wissenschaft der Botanik zu befassen. Kein Wunder, dass es diese bescheidene, edle Seele zu den Alpenblümlein mächtig hinzog. Mit eisernem Fleiß leistete er Bedeutendes. Viele Stunden verweilte er oft in den Bergen und nichts konnte ihn, wenn er in seinen Studien vertieft war, von seinen Blumen wegbringen. Er kannte darum auch die ganze schöne Gebirgsgegend um Vorderstoder genau und arbeitete mit am „Führer durch Windischgarsten und seine Umgebung". Er stand mit Botanikern bis hinauf nach Hammerfest und Spitzbergen in Verbindung im Tauschverkehr und sein Herbarium umfasst gehörige Stöße. Große Freude bereitete es ihm, als er noch vor ein paar Tagen eine Feldpostkarte von einem württembergischen Botaniker erhielt.
Darum wollte er sich auch von seinem lieben Stoder nicht trennen, von einem bequemeren Ort für die Tage der Mühe nichts wissen. Die Alpenblümlein hatten es ihm angetan, die er so gut kannte und von denen er einige unbekannte Arten neu entdeckte. Eine Goldrute und eine Minze tragen seinen Namen.
So steht sein Name unvergänglich im Buche der Wissenschaften— eine stille Zierde Oberösterreichs.
Franz Niedereder wurde am 28. Juli 1858 in Steinerkirchen a. d. Traun als der älteste Sohn des dortigen Gemeindesekretärs geboren. Er widmete sich dem Stande seines Großvaters und wirkte als Lehrer in St. Pankraz, Windischgarsten, Hinterstoder und weitaus die längste Zeit aber in Vorderstoder.
Länger schon fühlte er sich leidend, doch wollte er nichts merken lassen. Am 
4. 10. endlich, seinem Namenstag, entschloss er sich nach Windischgarsten zu fahren, „zum, geistlichen und weltlichen Doktor", wie er scherzend meinte. Niedereder war nämlich ein wahrhaft frommer Katholik der täglich der hl. Messe beiwohnte und öfter im Jahre zu den hl. Sakramenten ging. Lange verweilte er diesmal im Gebet und war fast nicht aus der Kirche hinauszubringen. Doch schon auf der Fahrt war er einmal ohnmächtig geworden.
In der Nacht traf ihn in seiner Wohnung im Pfarrhofe der Schlag und nach kurzem Kampf und Empfang der hl. Ölung verschied er sanft im Herrn. Das Leichenbegängnis gestaltete sich erhebend. Trotz des schlechten Wetters waren zahlreiche Berufskollegen herbeigekommen und die Teilnahme der Bevölkerung war groß. So ruht nun der bescheidene Mann beim stillen Kirchlein in Vorderstoder.

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Bert Brecht (geb.1898, gest.1956)
Deutscher Dramatiker, Librettist, Lyriker

Prager Tagblatt 23. Mai 1928
Im Klub „Bühne und Film" in Berlin saß an einem kleinen Tisch Bert Brecht, der Dichter von „Trommeln in der Nacht“.
Im Laufe des Abends erfährt Eugen Klöpfer, (Schauspieler) dass Brecht gestern Vater geworden ist. „Ich gratuliere", geht er da zu dem Dichter hinüber. „Aber wie hast du das angestellt? Ich denke immer, ihr trommelt in der Nacht."

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Heinrich Heine (geb.1797, gest.1856)
Deutscher Dichter, Schriftsteller

Erlafthal-Bote 12. Juni 1932

Der naschhafte Besucher.
Eines Tages erhielt der Dichter Heinrich Heine von einem Bekannten Besuch. Da Heine noch etwas in seinem Privatzimmer zu tun hatte, nahm der Besucher während der Wartezeit geschwind einen gebratenen verführerisch duftenden Apfel, der auf dem Gesims des Kamins im Empfangszimmer lag weg und aß ihn auf. Beim Eintritt ins Zimmer merkte Heine sofort, dass der Apfel verschwunden war.
Um dem Naschhaften eine Lektion zu erteilen und ihn ein wenig zu ängstigen stellte sich der Dichter sehr unruhig und besorgt und fragte den Besucher mit geheucheltem Entsetzen: Haben Sie etwa gar den Apfel, der dort auf dem Kamin lag, gegessen? Natürlich leugnete der Delinquent hartnäckig. Sie beruhigen mich, versetzte Heine aufatmend, da ich von Mäusen sehr geplagt werde, habe ich nämlich den Apfel mit Arsenik vergiftet. Da sprang das unverbesserliche Leckermaul in der ärgsten Bestürzung im Zimmer umher, schrie verzweifelt um einen Arzt und bat mit gerungenen Händen um Milch. Nachdem sich Heine eine Weile an dem jämmerlich stöhnenden Besucher geweidet hatte, klärte er lachend den wahren Sachverhalt auf. Von dieser Stunde an war der Mann ein für allemal von seiner Naschhaftigkeit geheilt.

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