Freitag, 12. Juli 2024

Richtige oder falsche Entscheidungen?

Im "Linzer Volksblatt" und in der "Linzer Tagespost" konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Linzer Volksblatt 24. März 1932
Sühne für den „Mord“ an der zahmen Gamsgeiß vom Gaislitzkogel.
Fast wäre man versucht, einen Vergleich zwischen dem kürzlich von den Geschworenen abgeurteilten, 23 Jahre alten Bäckermeister Oskar Paulingenius aus Hinterstoder, der bekanntlich am Nikolotag des vergangenen Jahres seinen Freund Franz Niederberger durch einen Schuss aus einer Flobertpistole tötete, mit dem am vergangenen Freitag, von den Schöffen des Kreisgerichtes Steyr abgeurteilten 30 Jahre alten Forstarbeiter Adolf Polterauer aus Hinterstoder, welcher am 11. Jänner d. J. die über die engeren und weiteren Grenzen unseres Heimatlandes bekannte zahme Gamsgeiß vom Gaislitzkogel in Hinterstoder niederknallte, zu ziehen. Denn Paulingenius wurde zu neun Monaten schweren, verschärften Kerker verurteilt, Adolf Polterauer zu acht Monaten schweren, verschärften Kerker!
Der naivste Leser wird sich doch da sagen müssen, da stimmt irgend etwas in der
Rechnung nicht. Verwiesen sei nur darauf: dort Geschworene, da Schöffen.

Adolf Polterauer ist ein außerehelicher Sohn der in Hinterstoder 27 wohnhaften
Altersrentner-Eheleute Johann und Sophie Klinser. Nicht vielleicht seit dem
vergangenen Herbst, als er arbeitslos wurde, sondern schon seit längerer Zeit scheint er sich auf bedenklichen Abwegen zu befinden. Einer von diesen ist das Wildern, obwohl er es bis Mitte Jänner d. J., weil es nicht gelang, ihn bei frischer Tat zu ertappen, strikte leugnete. Am 10. Jänner d. J. bekam Polterauer aus irgendwelchem Grunde keine Arbeitslosenunterstützung.
Über das regte er sich derart auf, dass er glaubte; sich an den Mitmenschen, die er dafür verantwortlich machte, rächen zu müssen. Er traf zufällig den in Hinterstoder 29 wohnhaften, 13 Jahre alten Volksschüler Josef Hackl, einen auf sein Alter sehr aufgeweckten Knaben, der mit dem Gewehr schon tadellos umzugehen versteht und offensichtlich für die Jägerei großes Interesse hat. Diesen bat Polterauer, Rehe aufzuspüren, was dem Buben auch gelang. Polterauer wollte sich inzwischen von seinem Freund, dem 73 Jahre alten pensionierten Jäger Josef Frech, Mitbesitzer des Gaislitzkogel-Gutes, ein Gewehr holen, dieser gab ihm jedoch keines.
Daher musste Polterauer für diesen Tag seine Rachegelüste begraben. Am nächsten Tag, begab er sich mit dem in Hinterstoder 5 wohnhaften, 32 Jahre alten Bauer Josef Frech und dem in Hinterstoder 64 wohnhaften, 48 Jahre alten Hilfsarbeiter Josef Kindler zur Holzschlägerung auf den Gaislitzkogel. Gegen Mittag kam die zahme Gamsgeiß in die Nähe des Arbeitsplatzes des Polterauer. An dieser glaubte der noch immer erzürnte, ungeschlachte Bursche sein Mütchen kühlen zu können. Er holte sich rasch von Josef Frech das Gewehr, das er diesmal bekam, eilte zurück, und knallte herzlos das liebe Tier nieder. Revierjäger Franz Kniewasser, der um diese Zeit seine zahme Gamsgeiß zur Fütterung erwartete, war wegen des Fernbleibens seines geliebten Tieres schon unruhig geworden und eilte, Böses befürchtend, auf die Suche. Die Spuren verfolgte er bis zum Arbeitsplatz des Polterauer. Er fragte diesen und die beiden Mitarbeiter, ob sie nicht das Tier gesehen hätten was alle drei im Chor verneinten. Der auf die Spur gesetzte Schweißhund fand sofort die Stelle, wo die erschossene Gamsgeiß unter
geschlagenen Bäumchen versteckt lag. Bei diesem Anblick glaubte Kniewasser,
ihm zerreiße sein Herz. Dass es nur Polterauer getan haben könne, wusste
er sofort, weshalb er von der Stelle weg die Anzeige bei der Gendarmerie  erstattete.
Kurz nach seiner Verhaftung gab Polterauer unumwunden zu, die Tat ausgeführt
zu haben und ebenso, dass er bereits vor Weihnachten 1931 dem Jochems
einen Rehbock wegschoß. Dieser Rehbock sei in die Wohnung seiner Eltern
gebracht, dort zerwirkt und von Eltern und Geschwistern gegessen worden.
Einige Tage später änderte er diese Aussage dahin, dass den Rehbock nicht er,
sondern der Volksschüler Josef Hackl geschossen und sein Stiefbruder Johann Klinser nach Hause gebracht habe, wo er von seinen Eltern und Geschwistern verzehrt worden sei.
Nachmittags stand nun Adolf Polterauer vor einem Schöffensenat unter
Vorsitz des LGR Slanina und hatte sich wegen Verbrechens des Wilddiebstahls,
des Verbrechens der Übertretung des Betruges und der Übertretung des
Waffenpatentes zu verantworten. Mitangeklagt waren Josef Frech und Josef
Kindler wegen Verbrechens der Teilnahme am Diebstahl, Johann Klinser, und Sophie Klinser ebenfalls wegen Verbrechens der Teilnahme am Diebstahl.
Die Verleumdung stellte Polterauer in Abrede und versuchte das Gericht zu
überzeugen, es habe sich um eine wahrheitsgemäße Anzeige gehandelt.
Seinerzeit, als er alles gestand, habe er alle Schuld auf sich nehmen wollen damit
niemand anderer vor das Gericht käme. Josef Frech d. J. und Josef Kindler waren nach langem hin und her des Tatsächlichen geständig.
Johann Klinser d. Ältere, Johann Klinser, d. J. und Sophie Klinser stellten jedes
Verschulden in Abrede und wollen von dem Rehbock nichts wissen.
Adolf Polterauer schleuderte seine Behauptung vor Gericht den Eltern ins Gesicht, doch diese blieben dabei, nichts zu wissen. Der alte Klinser regte sich dabei so auf, dass sich der Vorsitzende veranlasst sah, den Gerichtsarzt Dr. Hain holen zu lassen.
Nach mehrstündiger Verhandlung wurde der Angeklagte Adolf Polterauer im teilweise eingeschränkten Sinne der Anklage für schuldig befunden und zu acht Monaten schweren, mit einem harten Lager verschärfen Kerker verurteilt. Die Angeklagten Frech und Kindler bekamen vierzehn Tage Kerker, verschärft mit einem harten Lager, die angeklagten Klinser Leute wurden hingegen freigesprochen.

Revierjäger Franz Kniewasser mit Gamsgeiß

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Linzer Tages-Post 18. Juni 1903
Aus Hinterstoder wird uns geschrieben:
Eine Entdeckung, die derzeit das ganze Tal in Aufregung versetzt, hat der Besitzer des Stögergutes vor einigen Tagen gemacht und zwar bei einer Weganlage auf seinem Berg kam er auf schwarzes Mineral.
Man vermutet Kohle. Sofort wurde eine Grube von mehreren Metern Tiefe gegraben und siehe, das zu Tage geförderte Material, glänzend schwarz, der Anthrazitkohle sehr ähnlich, brennt unter starker Gasentwicklung. Da hier schon früher an verschiedenen Orten wiederholt größere Kohlenstücke gefunden wurden, von denen Schulleiter Angerhofer bereits eine Sammlung anlegte, sieht man mit einer gewissen Spannung der Zukunft entgegen. Es wäre immerhin nicht unmöglich, dass an dieser Fundstelle ein größeres Lager des wertvollen Materials zutage gebracht werden könnte, besonders da eine Versuchsgrabung an der anderen Seite des Berges das gleiche Resultat ergab.
Wie es aber dann mit der Idylle und dem wohltuenden Frieden des Tales bestellt sein wird?
                                                

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