Manchmal, wenn
man im Stodertal in einem Gastgarten sitzt und eine Bergsteigergruppe mit ihren
Gipfelsiegen prahlen hört, kann es vorkommen, dass am Nebentisch ein älterer
Herr still und versonnen vor sich hinlächelt. Dieser ältere Herr ist Gerwin
Eder, der hochdekorierte Bergführer und langjährige Wirt vom Prielschutzhaus in
Hinterstoder.
Gerwin Eder,
Jahrgang 1926, wuchs in Gosau auf, wo sein Vater Gemeindearzt war.
Bereits als
10jähriger bestieg er mit seinem Vater zum 1. Mal den Dachstein und von da an
wusste er, dass die Berge ein Teil seines Lebens sein werden.
Nach dem Krieg
bewirtschaftete er mit seiner Gattin Paula von 1953 bis 1965 das
Prielschutzhaus auf 1420m. Damals gab es noch keine Materialseilbahn und er
musste täglich um halb sieben in der Früh mit 2 Mulis (Maultiere, das ist eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel) zum Einkauf
in den Ort gehen. Alle 6 Wochen mussten die Mulis vom Ferstl Schmied in St.
Pankraz beschlagen werden. Seine Gattin Paula, die mit ihm die Liebe zu den
Bergen teilte, wuchs im Riemannhaus, auf 2130m Höhe, im steinernen Meer auf. Ihre Eltern
bewirtschafteten dort das Schutzhaus.
Zu seinen
Bergkameraden gehörten viele berühmte Bergsteiger wie z.B. Hermann Buhl, der
Erstbesteiger des Naga Parbat, 8125m ( im Jahr 1953) und Wiggerl Vörg, Erstbesteiger der Eiger
Nordwand (im Jahr 1938 durch Heckmair, Vörg, Harrer, Kasparek).
Als nach und nach die Kinder Hildegard, Engelbert und Ulli das Licht der Welt erblickten, baute Gerwin für die Familie ein Haus in Hinterstoder. Wenig später beendete er seine Ausbildung zum Bergführer, machte seine Berufung zum Beruf, und begann 1965 in der größten Alpinschule in Innsbruck, für Hannes Gasser zu arbeiten.
Von März bis
November führte er Bergsteiger auf die mächtigsten Berge Europas. Er bestieg
z.B. 44x den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc, 4810m, 26x das Matterhorn
und mehr als 20x den Großglockner. Von den insgesamt 82 Viertausendern in den
Alpen bestieg er mehr als 60. Auf dem Dachstein war er 109x und wie oft er auf
Priel und Spitzmauer war, kann er nicht mehr zählen. Alle seine Gäste brachte er immer gesund und wohlbehalten von den Bergtouren zurück.
Nur einmal war
er in höchster Lebensgefahr. Auf dem Ortler, in der Nähe von Bormio, stürzte er
15m tief in eine Gletscherspalte. Als er nach 5 Stunden gerettet wurde, hatte er
nur mehr 27 Grad Körpertemperatur.
Für seine
Verdienste, die Bergung von mehr als 100 Bergsteigern oft aus gefährlichsten
Situationen, erhielt er vom Alpenverein die höchste Auszeichnung „das grüne
Kreuz“. Diese Auszeichnung
bekamen nur wenige Österreicher. Vom Berg und Schiführerverband wurde er zum
Ehrenbergführer ernannt.
In den
Wintermonaten war Gerwin Eder 50 Jahre lang Schilehrer in St.Johann.
Mit vielen
seiner ehemaligen Schützlinge ist er heute noch in gutem Kontakt.
Großer Priel 2515m mit Prielschutzhaus |
Schutzhaus in den 1950er Jahren |
Gerwin Eder in den 1950er Jahren |
Paula Eder in den 1950er Jahren |
Gerwin Eder mit seinen Maultieren auf dem Weg zum Einkauf |
Gerwin Eder als Pensionist |
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