Freitag, 26. Oktober 2018

Wie lebten Stodertaler Bauern in den 1930er Jahren (Teil 2/3)

Es gibt heute nur mehr wenige alte Stodertaler Bauernhäuser, die so aussehen wie früher. Viele sind abgerissen worden und neu gebaut oder umgebaut worden. 


Ein Mädchen, das hier in einem kleinen Bauernhaus aufwuchs und später nach Deutschland heiratete, erinnert sich an ihr Elternhaus in den 1930er Jahren.

"In den beiden Kammern, in denen wir Kinder schliefen und die man über die Stiege im Vorhaus erreichte, waren je zwei Betten mit Strohsäcken. Matratzen hatten wir nicht. Unter dem Bett stand der "Scherm" (Nachttopf). In einem Kasten war die Sonntagstracht meiner Großmutter, ein "Schlawanker" aus Taft mit Puffärmeln und eine Flügelkopfhaube.
In einem Kästchen von meinem Vater wurden alte Fronleichnamskränzchen, bunte Heiligenbilder und Babyhäubchen aus Spitzen von uns Kindern aufbewahrt.
Unsere Stube war so groß, dass man darinnen tanzen konnte. An den Wänden hingen Gams- und Rehkrickerl (Geweihe). Unter einem Hirschgeweih hing ein Bild von einem Wilderer, der gerade von einem Gendarmen abgeholt wird. Unter einem Bild mit dem gekreuzigten Heiland war ein Spruch mit einem Haussegen. Neben der Pendeluhr beim Eingang war ein Weihbrunnkessel.
Über der Kredenz hingen auf einem Holzgestell Kaffeehäferl mit Sprüchen wie : "D`Liab is a Wasser, rinnt unter der Bruck, mein Herz is a Schifferl, kommt nimmermehr zruck". Oder: "Zu Dir ziagt`s mi hin, wo i geh wo i bin, hab koa Rast, hob koa Ruah, bin a trauriga Bua".
Der Stubenherd war mit dem Kachelofen verbunden. Darüber waren Stangen montiert, auf die im Winter Fäustlinge, Gamaschen, Hauben und Schihosen zum Trocknen aufgehängt wurden.
In der schwarzen Küche war der Brotbackofen eingebaut. Darin hatten 12 Laib Brot Platz.
Das Brotbacken war eine Arbeit meiner Großmutter. Der Backtrog stand auf 2 Schragen in der Stube. Abends musste der Sauerteig mit Mehl und Wasser angerührt werden. Das Dampferl (Germ mit Milch anrühren) musste gehen (aufgehen).
Früh am Morgen wurde der Teig geknetet und anschließend in geflochtene Brotkörberl gelegt. Es roch säuerlich. Bis der Teig aufging wurde er einige Stunden zugedeckt. Dann konnte das Einschießen beginnen. Vorher wurde das Holz im Ofen aufgeschichtet und angezündet. Wenn es verbrannt war wurde die Glut mit einem sogenannten "Scherer" verteilt. Mit einem "Tannenwaschel" (ein Büschel Reisig), der in Wasser getaucht wurde, wischte man den Rest der Glut zusammen und nun konnte das Brotbacken beginnen. Beim Anschneiden vom Brot machte Mutter 3 Kreuze mit dem Daumen oder der Messerspitze und murmelte "...im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes Amen".
Nach dem Brotbacken schliefen wir Kinder im Winter auf dem warmen Kachelofen neben den piepsenden Bipihenderln (Kücken), die es sich in den Brotkörbchen bequem machten. Meine Mutter fütterte sie mit klein gehackten harten Eiern.
In unserer Schlafkammer war es im Winter so bitter kalt, dass man den Hauch vor dem Mund sehen konnte. Die Eisblumen blühten an den Fenstern und von den Wänden konnte man den Reif herunterkratzen. 
Fortsetzung folgt.








  


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