Sie war einer Bäuerin, Ende des 19. Jhdt, verheiratet und hatte einen erwachsenen Sohn mit Namen Peter.
"Ja, die Mutter! Sie ist ein wenig redselig geworden mit den Jahren, sie liebt es, Geräusch zu machen und einen kleinen Seufzer an alles zu hängen, was sie tut. Ihr Reich, das ist die Küche und der Keller, das ganze Haus, Garten und Stall. Es fehlt ihr an nichts; sie hat Wolle und Flachs, Schmalz und Mehl, Käse und Milch das ganze Jahr. Aber sie ist nicht wie der Vater. Wenn sie nein sagt, so heißt es nicht immer nein. Regina ist tüchtig und klug, daran fehlt nichts, allein sie jammert gern ein wenig, es ist ihr nicht unlieb, wenn der Mann den Berg Wäsche sehen kann, der morgen gewaschen werden soll.
„Wenn ich mir nur etwas ausdenken könnte“, sagt sie, „dass ich das Wasser für den Kessel gleich hier in der Küche hätte — ein Fass vielleicht, ein größeres Schaff auf Rädern. Da muss Peter lachen. Jawohl, er und der Vater sehen sich an und schmunzeln ein bisschen. Am nächsten Tag nagelt Peter eine Rinne zusammen, nun fließt tatsächlich Wasser durch das Fenster in den Kessel. Was aber das Schönste ist, Regina braucht nur an einer Schnur zu ziehen, dann kommt viel oder wenig Wasser aus dieser Rinne, wie sie es gerade nötig hat. „Willst du etwa auch heißes Wasser haben?“ sagt er. „Ach — heißes Wasser?“ „Ja, dann könnte ich vielleicht ein Feuer unter dem Brunnentrog anzünden“, meint Peter sehr ernsthaft, und Regina braucht eine ganze Weile, bis sie merkt, dass er sie nur zum Narren hält mit seinem geheizten Brunnentrog.
So ist es mit der Mutter. Man tut ihr manches zuliebe, auch der Mann zieht geduldig seine Schuhe vor der Türe aus, wenn der Boden gescheuert ist. Aber zuweilen hat man doch auch seinen Spaß mit ihr.
"Ja, die Mutter! Sie ist ein wenig redselig geworden mit den Jahren, sie liebt es, Geräusch zu machen und einen kleinen Seufzer an alles zu hängen, was sie tut. Ihr Reich, das ist die Küche und der Keller, das ganze Haus, Garten und Stall. Es fehlt ihr an nichts; sie hat Wolle und Flachs, Schmalz und Mehl, Käse und Milch das ganze Jahr. Aber sie ist nicht wie der Vater. Wenn sie nein sagt, so heißt es nicht immer nein. Regina ist tüchtig und klug, daran fehlt nichts, allein sie jammert gern ein wenig, es ist ihr nicht unlieb, wenn der Mann den Berg Wäsche sehen kann, der morgen gewaschen werden soll.
„Wenn ich mir nur etwas ausdenken könnte“, sagt sie, „dass ich das Wasser für den Kessel gleich hier in der Küche hätte — ein Fass vielleicht, ein größeres Schaff auf Rädern. Da muss Peter lachen. Jawohl, er und der Vater sehen sich an und schmunzeln ein bisschen. Am nächsten Tag nagelt Peter eine Rinne zusammen, nun fließt tatsächlich Wasser durch das Fenster in den Kessel. Was aber das Schönste ist, Regina braucht nur an einer Schnur zu ziehen, dann kommt viel oder wenig Wasser aus dieser Rinne, wie sie es gerade nötig hat. „Willst du etwa auch heißes Wasser haben?“ sagt er. „Ach — heißes Wasser?“ „Ja, dann könnte ich vielleicht ein Feuer unter dem Brunnentrog anzünden“, meint Peter sehr ernsthaft, und Regina braucht eine ganze Weile, bis sie merkt, dass er sie nur zum Narren hält mit seinem geheizten Brunnentrog.
So ist es mit der Mutter. Man tut ihr manches zuliebe, auch der Mann zieht geduldig seine Schuhe vor der Türe aus, wenn der Boden gescheuert ist. Aber zuweilen hat man doch auch seinen Spaß mit ihr.
Da fährt sie in das Dorf. Sie fährt allein mit Ross und Wagen, denn die Stute ist so friedlich geworden, dass sie nichts mehr aus der Fassung bringen kann. Der Mann und Peter bleiben daheim, sie stehen auf dem Anger, während die Mutter über die Halde hinunter rasselt. „Gib nur acht“, ruft Peter nach, „wenn du den Fuchs wieder einspannst, der Kopf muss vorne sein!“
Wie sie wieder heimkommt, da hat Peter eine Überraschung für sie bereitet. Er schenkt ihr einen Topf mit einer merkwürdigen Pflanze. Sie sieht nach nichts Besonderem aus, ein paar gekräuselte grüne Blättchen. Aber Regina ist neugierig und gießt den Topf jeden Tag mit den übrigen, bis sie endlich dahinter kommt, dass es ein Rettich ist, ein ganz gewöhnlicher Rettich. Sie kränkt sich zuerst ein wenig, aber dann lacht sie selbst. Das ist so hübsch an ihr, sie nimmt nichts übel. Peter macht es auch wieder gut, die Mutter kann seine geschickten Finger wohl brauchen. Nun bekommt sie eine Garnhaspel (Garnaufwickler), dafür, dass sie den Rettich so schön begossen hat.
Regina besitzt auch einige unvergängliche Kenntnisse aus der Geschichte und Geographie. Sie weiß und erzählt oft, dass Napoleon in einer gewissen Schlacht sein ganzes Königreich für ein Pferd angeboten hat und dass es in der Sahara nur sieben Oasen gibt, sonst lauter Löwen und Kamele.
Peter merkt sich das mit der Zeit, es ist vielleicht wohl ohnehin das Äußerste, was ein Mensch an Kenntnissen in sich aufhäufen kann, jedenfalls ist es genug für ihn, der Weizen wächst deswegen nicht besser.
Mutters Brot ist schwarz, aber es nährt. Nahrhaft und kräftig ist auch sonst alles, was die Frau auf den Tisch bringt. Keine Leckerbissen, keine Kuchen und Pasteten, auch Fleisch gibt es nur an Feiertagen. Regina bäckt einmal Krapfen im tiefen Schmalz, ein anderes mal ist es Mus, zuweilen auch nur eine Käsesuppe und der Mann schneidet selbst noch kleine Brotschnitten hinein, ehe alle drei aus der einen Schüssel essen. Nein, große Künste sind nicht erforderlich. Peter kommt herein und zieht die Luft durch die Nase — Milchnocken! Es waren auch gestern Milchnocken, aber gerade darum ist es wie ein Wunder, wie eine besondere Fügung. Er hat den ganzen Vormittag daran gedacht, ob die Mutter wohl diese Eingebung haben könnte, ein zweites Mal Milchnocken zu kochen.
Peter ist ungeheuer gefräßig, manchmal kaut er Hafer während der Arbeit und der Vater schaut ihn verwundert an, weil es so merkwürdig in seinen Eingeweiden knurrt. Zu heiligen Zeiten wünscht sich Peter einen Brotlaib, den er ganz allein aufessen darf, vom ersten bis zum letzten Stück.
Ja, so leben diese drei Menschen und sie leben zufrieden. Langweilig ist das Leben nicht. Peter unterhält alle mit seiner lustigen, trockenen Art. „Was bekommen wir eigentlich heute?“ sagt er, wenn er die Schüssel ausgeleert hat. So ist Peter ein närrischer Kerl. Aber untertags, da ist es recht still im Haus. Peter, ja, ja. Er ist beim Vater, er arbeitet irgendwo im Wald, auf dem Acker, es sind wohl drei Menschen da, und doch ist die Mutter allein".
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