Freitag, 17. März 2023

Einst begab es sich...

Im  Grazer Tagblatt und im Neuen Wiener Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

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Exzellenz Kuno Fischer (geb.1824, gest.1907)
Deutscher Philosoph

Grazer Tagblatt 21. Juni 1925
Der berühmte Philosoph Kuno Fischer in Heidelberg war sehr stolz auf seinen Exzellenz-Titel und konnte es schwer vertragen, wenn man diesen im Gespräch mit ihm nicht benutzte. Ein Student, dem das eingeschärft worden war und der sich bei dem Professor zu melden hatte, stammelte daher verwirrt: „Exzellenz, ich habe in Leipzig so viel von Exzellenz Vorträgen über Philosophie gehört und bin glücklich, dass ich nun Exzellenz selbst hören darf. Wenn Exzellenz gestatten, dass ich Exzellenz.. -" „Junger Mann," unterbrach Fischer, „nicht in einem fort Exzellenz, nur so ab und zu, ab und zu.. ."

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Earl Lloyd-George of Dwyfor (geb.1863. gest.1945)
Englischer Premierminister

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 7. Januar 1924
Aus der Advokatenzeit (Rechtsanwaltszeit) Lloyd Georges.
Englische Blätter erzählen eine köstliche Anekdote aus dem Leben des berühmten Staatsmannes, die aber noch aus der Zeit stammt, in der Lloyd George als Advokat in seiner Geburtsstadt tätig war. Eines Tages fuhr der vielbeschäftigte Advokat von einer langen Gerichtsverhandlung ermattet nach Hause. Auf dem Weg erblickte er ein kleines, blasses, etwa zehnjähriges Mädchen, das offenbar auch ungemein ermüdet war und sich nur schwer weiter schleppte. Der ermüdete, aber bequem in die gepolsterte Wagenecke sich lehnende Advokat empfand verständnisvolles Mitgefühl für das kleine Mädchen, ließ den Wagen halten und lud die Kleine ein, einzusteigen.
Das Kind nahm die Einladung sofort an, gab auf die Frage Lloyd Georges, wo es wohne, Antwort, aber weiter war aus ihm kein Wort herauszubringen. Was Lloyd George auch versuchte, das Kind zum Sprechen zu bringen, seine Bemühungen versagten. Hätte Lloyd George nicht mit eigenen Ohren die Wohnungsadresse vernommen, würde er geglaubt haben, sich in Gesellschaft einer Stummen zu befinden. Er machte sich aber keine weiteren Gedanken über die Sache und ließ das Kind vor dem angegebenen Haus aussteigen.
Einige Tage später erhielt Lloyd George die verblüffende Aufklärung über das seltsame Benehmen der Kleinen. Eine noch junge Frau erschien in seiner Kanzlei, stellte sich ihm als die Mutter des Kindes vor, für das er sich so liebenswürdig eingesetzt hatte und bat ihn zugleich um Entschuldigung für ihr schweigsames Kind. „Meine Kleine"— erzählte sie „kam sehr erfreut nach Hause, sagte mir, der Herr Advokat wäre sehr lieb zu ihr gewesen. Ich frage sie, was sie gesprochen, da sagte sie: „Nicht ein Wort, der Herr Advokat wollte immer, dass ich ihm antworte, aber ich weiß, man muss den Advokaten immer zahlen, wenn man mit ihnen spricht und ich hatte keinen Penny bei mir." ...

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Grazer Tagblatt 7. April 1929
Die uralte Tante Therese erzählte ihren großen Nichten Erlebnisse aus der Jugendzeit. „Ihr müsst nicht glauben," sagte sie, „dass ich immer so verhutzelt ausgesehen habe wie jetzt. O nein, ich habe richtig schön ausgesehen und die Mannsleute sind mir nachgelaufen, so dass es schwer war für ein anständiges Mädchen, sich so zu halten.
Einmal, erinnere ich mich, kehrte ich in der Stadt von einer Besorgung heim. Da schloss sich mir ein sehr feiner Herr an und versprach mir einen wundervollen Schal, wenn ich mit ihm käme." Die Nichten staunten und in ihren Mienen glomm so etwas wie leichter Zweifel. „Ja, Mädels, wenn Ihr es nicht glauben wollt — ich habe den Schal heute noch," sagte Tante Therese.

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„Das ist ein hübsches Boot, nicht wahr, Gretchen?" sagte der große, dunkle, junge Mann. „Wirklich sehr hübsch, Karl," antwortete das hinten im Boot sitzende Mädchen. „Es hat nur einen Fehler," meinte der junge Mann. „So? Was für einen?" fragte das Mädchen. „Ja, weißt du, es ist sehr leicht gebaut und wenn man darin ein Mädchen küssen will, so ist große Gefahr vorhanden, dass es umkippt und dann fallen der Bursche und das Mädchen ins Wasser."
„Wirklich?" sagte das Mädchen gedankenvoll und schwieg dann eine Weile. Endlich fragte sie leise: „Weißt du eigentlich, Karl, dass ich gut schwimmen kann?"

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