Freitag, 9. Juni 2023

Musikergeschichten

In alten Zeitungen, wie im Prager Tagblatt und im Grazer Tagblatt, kann man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Wolfgang Amadeus Mozart (geb.1756, gest.1791)  Christoff Friedrich Bretzner (geb.1748, gest.1807)
Weltberühmter Komponist                          Dichter, Librettist

Prager Tagblatt 9. Dezember 1931

In der „Leipziger Zeitung" stand 1782 zu lesen:
„Ein gewisser Mensch, namens Mozart, hat sich erfrecht, mein Schauspiel „Belmonte und Konstanze" zu einem Operntext zu verunstalten. Ich protestiere hiermit feierlich gegen diesen Eingriff in meine Rechte und behalte mir alles weitere vor. Christoph Bretzner, Verfasser des „Räuschchen".

Von den Singspielen ist „Belmonte und Constanze", aus der nach Mozarts Komposition „Die Entführung aus dem Serail“ wurde, sehr bekannt geworden.

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Wolfgang Amadeus und Constanze Mozart , geborene Weber (geb.1762, gest.1842)

Am 29. April 1780 schrieb Mozart seiner Braut Constanze Weber in einem Brief: „Sie haben mir (ungeachtet aller meiner Bitten) dreimal einen Korb gegeben und mir gerade ins Gesicht gesagt, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollen. Ich, dem es nicht so gleichgültig ist wie ihnen, den Geliebten  zu verlieren, bin nicht so hitzig, unüberlegt und unvernünftig, den Korb anzunehmen. Zu diesem Schritte liebe ich sie zu sehr.

Ich bitte Sie also noch einmal, die Ursache dieses ganzen Verdrusses wohl zu bedenken, wie es war das ich mich aufgehalten, dass sie so unverschämt waren ihren Schwestern N.B. in meiner Gegenwart zu sagen, dass sie sich Chateau (Beschwipst) haben die Waden messen lassen. Das tut kein Frauenzimmer, welches auf Ehre hält.

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Joseph Anton Bruckner (geb.1824, gest.1896)
Komponist, Organist

Bruckner hatte Musiktheorie studiert, viele Jahre und bei großen Meistern. Eines Tages ließ er sich prüfen. Die Professoren, die ihn prüfen, schreiben ein Thema auf, etwa acht Takte und fragen den Prüfling, ob er es wage, dieses Thema als Fuge auf einem Klavier wiederzugeben. Bruckner bejaht das, sieht die wenigen Takte an — die Herren lächeln, weil sie glauben, diese Aufgabe kann niemals gelöst werden. Aber Bruckner setzt sich ans Klavier, baut aus den gegebenen acht Takten des Themas eine wundervolle Fuge auf und spielt, dass es den Herren vor Bewunderung und Neid ganz sonderbar wird.
Nachdem man den jungen Mann zu seiner Leistung beglückwünscht hat, sagt einer der alten Professoren: „Ich meine der Kerl hätte uns prüfen sollen!"

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Robert (geb.1810, gest.1856) und Clara Schumann (geb.1819, gest.1896)
Komponist, Musikkritiker und Dirigent,               Pianistin, Komponistin 

Grazer Tagblatt 8. August 1926

Eine peinliche Frage.
Wie die meisten fortschrittlichen Komponisten brauchte auch Schumann eine Reihe von Jahren, ehe er sich beim Publikum durchsetzte. Vorher war sein Name weniger durch seine Kompositionen, als durch den Pianistenruhm seiner Gattin Clara Schumann bekannt. Im Jahre 1847 unternahm das Ehepaar eine Konzertreise nach Wien. Die Künstlerin wurde wie überall mit Ehren überhäuft. Anlässlich eines Hofkonzertes ließ sich der Kaiser huldvoll herab, sie in ein längeres Gespräch zu ziehen. Schumann stand währenddessen unbeachtet beiseite, nicht gerade in bester Stimmung. Schließlich fiel dem Herrscher die Situation auf in dem Empfinden, dem Gatten einer so berühmten Frau auch etwas sagen zu müssen, winkte er Schumann heran und begann das Gespräch mit den Worten: „Sind Sie auch musikalisch?"

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