Samstag, 9. August 2014

Gedichte zum Nachdenken

Olga Habe
Die Stodertalerin Olga Habe (geb. 1965, gest. 1998) hat uns aus ihrem viel zu kurzen, 33jährigem Leben, tief  berührende Gedichte hinterlassen. - Siehe auch den Beitrag vom 10.12.2013 in diesem Blog.
Die meisten ihrer Gedichte hat sie in Mundart geschrieben. Es ist zu befürchten, daß  Leser aus anderen Regionen oder Ländern diese Gedichte nicht oder nur unzureichend verstehen werden. Zunächst ein Mundartgedicht zum probeweisen verstehen. Mit dem Gedicht "Totes Gebirge" spricht sie bestimmt vielen Freunden des Stodertals aus dem Herzen.

"Totes Gebirge"
.
Ob Schrocken, Spitzmauer oder Priel
de Berg bedeuten mir so vü.
Ih steh herunt im Stodertal
und frag mih oans ums andre mal:

Was ist an dem Gebirge tot,
- des wann ma oana  mal verrat`!
Wia keman Berg zu so an Nam,
de sovü Lebm in eahna habm.

Zwar stengans majestätisch da
- san je nach Liacht mal weit - mal nah!
Wannst des Gebirg` mal näher kennst,
frag ih mih, ob`s d`as`"tot" nuh nennst.

Tua dih amal bis aufi schindn,
wirst wunderschene Bleamal findn.
Dort, wo der Schnee langmächti` liegt,
findst Blüah, de`s sonst ganz seltn gibt.

Is rundum nur mehr Stoa - nur grau,
bliahts violett und saftig-blau.
Und hast du d´Augn scharf beinand,
siagst a an Gams hoch in der Wand.

Ih kunnt´s vazön nuh etla Stundn,
do` des sollt jeda selbm erkundn.
Vielleicht verstehst dann, was ih mecht:
"Totes Gebirg`" is ned gerecht!

Jahreszeiten einer Liebe

Wenn sich zwei Menschen erstmals sehen,
beginnen sich gleich zu verstehen,
ein jeder streckt die Fühler aus,
schlüpft vorsichtig aus sich heraus.
Beginnen Keime zart zu sprießen
und gegenseitiges Genießen.

Der Frühling einer Partnerschaft
- ein Reiz von ganz besonderer Macht.

Sie sind sich der Gefühle klar,
sie lieben sich, wie wunderbar.
Sie wollen sich öftesmöglich sehn,
soll immerfort so weitergehn.
Kein Wölkchen ihre Sonne trübt,
nur Hochgefühl, weil man sich liebt.

Der Sommer ist die Blütezeit
- voll Sonnenschein und Sicherheit!

Sie gehn gemeinsam durch das Leben,
gewöhnt ans Nehmen und ans Geben.
Man ist sich vollkommen vertraut,
zusammen man die Zukunft baut.
Gibt es auch manche Nebeltage,
mit Liebe meistert man die Lage.

Der Herbst, er ist die Erntezeit
- für das, was man vollbracht zu zweit.

Das Leben hat sich eingespielt,
die Liebe merklich abgekühlt.
Die Sonne scheint viel seltener,
doch dafür wärmt sie umso mehr.
Nun müssen sie einander stützen,
und vor der Eiseskälte schützen.

Hüllt man die Liebe sorgsam ein,
wird auch der Winter reizvoll sein!



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