Bis ungefähr zur Mitte des 19. Jhdt. war das Stodertal ein
einsames, abgelegenes Bergtal, das nur von wenigen Fremden besucht wurde. Hauptsächlich
ist es drei Personen, nämlich dem Lehrer Josef Angerhofer, (geb.1860, gest.1947),
dem Erholungsheimbesitzer Georg Julius Schachinger, (geb.1866, gest.1925) und
dem Maler Edward Theodore Compton, (geb.1849, gest.1921), zu danken, daß dieses
versteckte Tal von Gästen entdeckt wurde.
Der Lehrer und spätere Schuldirektor von Hinterstoder Josef
Angerhofer begann 1881 hier zu unterrichten. Bereits 1890 erschienen seine ersten Broschüren "Prielkreuzblätter" und später "Das Stodertal", die dazu beitragen sollten, Gäste auf das Stodertal
aufmerksam zu machen. Ein Satz aus seinem Vorwort: "Vorliegendes Büchlein entsprang der
Liebe zum Ort, zur bescheidenen Orientierung für Naturfreunde, sowie es auch
als schwacher Widerhall der Bestrebungen der Behörden bezüglich Hebung des
Fremdenverkehres im schönen Oberösterreich gelten möchte."
Dieses Heft wurde alle paar Jahre aktualisiert, wurde durch
Inserate von Beherbergungsbetrieben finanziert, gab den Gästen Wandervorschläge
und berichtete über Aktuelles und Geschichtliches aus dem Stodertal. Angerhofer
schrieb aber auch Theaterstücke, komponierte und war einer der Ersten der das
Stodertal fotografisch dokumentierte. Seine Fotos wurden oft auch in Linzer
Zeitungen veröffentlicht. Viele Jahre hindurch verfaßte er für Sterbebilder Verse auf denen er das Lebenswerk des jeweils Verstorbenen beschrieb.
Der Linzer Kaufmannssohn Georg Julius Schachinger, ein
begeisterter Bergsteiger und Amateurfotograf, kam schon in Jugendjahren mit
seinen Eltern in das Stodertal und verbrachte von da an oft seine freien
Tage im Gebirge. 1900 erwarb er die Villa "Erika" am Ortseingang nach
Hinterstoder und ein Grundstück auf der gegenüberliegenden Talseite. Dort
entstand das Erholungsheim "Prielkreuz". Mit seiner Schweizer
Ehegattin Clara und deren Verwandtschaft bewirtschaftete er die beiden Gebäude
als Beherbergungsbetriebe für Urlaubsgäste. Das Haus "Prielkreuz"
wurde als Erholungsheim nach Schweizer Vorbild ausgestattet. Neben einer großen
Terrasse zum Sonnenbaden gab es Möglichkeiten zur Gartenarbeit, eine Dunkelkammer
für Fotoausarbeitung, eine Tischlerei zum Basteln usw.
Besonders die Terrasse zum Sonnenbaden war dem Pfarrer Lehner
ein Dorn im Auge, denn er befürchtete durch das hüllenlose oder nur leicht
bekleidete Liegen in der Sonne eine Brutstätte der Unmoral.
Georg Julius Schachinger und Josef Angerhofer die befreundet
waren und auch oft gemeinsame Bergtouren unternahmen, fotografierten die Schönheiten des Stodertals und
des Toten Gebirges und dokumentierten es im Bild. Diese Bilder, die in vielen
Zeitungen erschienen, rückten das Stodertal in das Bewußtsein der Öffentlichkeit
und machten auf die Naturschönheiten aufmerksam.
Bei seinen Bergtouren, vermutlich in der Schweiz, lernte G.J.
Schachinger den englischen, in Deutschland lebenden Maler Edward Theodore
Compton kennen und lud ihn nach
Hinterstoder ein. Das Bergsteigen und Dokumentieren der Landschaft, der eine mit
der Fotografie, der andere mit der Malerei, verband beide mit einer bis zum Tod
anhaltenden Freundschaft. Compton, der sich als Gebirgs-. und Landschaftsmaler
schon einen festen Platz in den Kunstgalerien geschaffen hatte, wurde durch
Schachinger noch weiter gefördert, weil er Ausstellungen mit Gemälden und Fotos hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz organisierte. Die Bilder, die im
Stodertal und Toten Gebirge entstanden dienten natürlich auch dazu Gäste zu
werben.
Einen kräftigen Aufschwung im Tourismus brachte der 1906
eröffnete Bosrucktunnel, der den Verkehr mit der Bahn erheblich beschleunigte. 1889 ließ der k. k.(kaiserlich,königliche) Hofbaumeister Johann Schieder den kleinen Lahnteich vergrößern und schuf damit den Schiederweiher, der zu den schönsten Fotomotiven gehört die man in Österreich finden kann.
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Josef Angerhofer ca. 1890 |
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Broschüre für Gäste |
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Josef Angerhofer links ca. 1920 |
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Georg Julius Schachinger ca. 1900 |
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Georg Julius Schachinger ca.1920 |
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Villa Erika |
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Schachingers Erholungsheim "Prielkreuz" |
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E.T.Compton ca. 1880 |
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