In der Oberdonau-Zeitung vom 14.4.1945 berichtete Moritz Winter über den berühmten Entdecker Christoph Kolumbus (geb. 1451, gest. 1506). Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Endlich konnte Christoph Kolumbus seine Absicht, die Überfahrt nach Indien auf westlichem Weg zu versuchen, zur Tat werden lassen. Nachdem er drei Reisen über die Weltmeere zu einem glücklichen Ende geführt hatte, wagte er noch eine vierte und auf dieser sollt der Seefahrer ein Abenteuer bestehen, das in der Geschichte kühner Entdecker nicht seinesgleichen hat.
Im Juni 1503 tobte ein furchtbarer Orkan auf dem Atlantischen Ozean, der Kolumbus zwei Schiffe kostete. Seine beiden letzten Karavellen musste er, da sie kaum noch die See halten konnten, auf den Strand von Jamaica laufen lassen. Hier nahm er zwei Kähne der Eingeborenen in Beschlag, in denen zwei seiner erfahrensten Seeleute die Fahrt nach Hispanuola wagten um Hilfe zu holen. Monate vergingen, Rettung kam nicht und des Seefahrers Lage wurde eine verzweifelte. Seine Leute, ganz verzagt, überhäuften ihn mit Vorwürfen. Zum größten Unglück warfen jetzt auch die Insulaner die Maske ab, sie zeigten sich feindselig und stellten die Lieferung der Lebensmittel ein.
Die Weißen waren keinen Augenblick sicher, nicht überfallen und niedergemetzelt zu werden. Da, in der höchsten Not, als alles verloren schien, ließ Kolumbus den Häuptling der Eingeborenen rufen, der in vollem Kriegsschmuck erschien. „Wenn du dich weigerst, uns dienstbar zu sein, beleidigst du die Götter, deren Freund ich bin“, sprach er barsch den Roten an,“zum Zeichen dass meine Worte nicht leerer Schall sind, werde ich Nachts des Himmels Leuchte löschen!“ Mit offenem Mund, starr vor Staunen, blickten die Wilden den unheimlichen weißen Mann an. Endlich erwiderte der Häuptling, während ein höhnisches Lächeln über seine bronzenen Züge flog: “Fremder wenn du dies imstande bist, glauben wir an deine Freundschaft mit den Göttern, hast du aber Wind gesprochen, wirst du mit allen deinen Kriegern am Marterpfahl sterben!“. Mit dem selben Staunen betrachteten die Spanier ihren Befehlshaber „Volvio loco! Er ist verrückt geworden!“ flüsterte Kapitän Orellana einem Kameraden zu.-
Es war um die Mitternachtsstunde. Alle waren versammelt. Die Scheibe des Vollmondes stieg über den Kämmen und Zacken des Gebirgszuges, den „Blauen Bergen“ unserer Tage, empor. Der seltsame Fremde in dem von seinen Getreuen gebildeten Halbkreis und blickte unentwegt auf den Mond, dessen fahles Licht auf der romantischen Landschaft wie ein flimmernder Schleier lag.
Totenstille herrschte, lange Zeit verging. Nichts zeigte sich auf der hellen Mondscheibe. Ein Flüstern des Zornes und des Unwillens geisterte durch die Reihen der Wilden. Plötzlich zeigte Kolumbus gegen den Himmel. Man gewahrte Seltsames! Unerhörtes! Die Scheibe des Mondes überzog Kupferröte und langsam, langsam, gespenstisch rückte ein Schatten in ihr vor, sie endlich völlig verdunkelnd! Graue Nacht legte sich auf das Land. Schreie des Schreckens erschollen in den Reihen der Eingeborenen. Plötzlich stürzten sie auf die Knie und baten den weißen Freund der Götter, den Zorn der „Großen-Großen“ zu besänftigen. Nun brachten sie alles was die Spanier verlangten.
Der kluge und geistesgegenwärtige Kolumbus hatte die eintretende, totale Mondfinsternis zu seiner und seiner Leute Rettung benutzt. Kurze Zeit später legte ein Schiff an und er konnte die Heimreise antreten.
Christoph Kolumbus |
Christoph Kolumbus |
Christoph Kolumbus Denkmal Bremerhaven |
Christoph Kolumbus Schiff, Nachbau "Santa Maria" |
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