Samstag, 17. Januar 2015

"Holzschlitteln"- eine lebensgefährliche Arbeit.


Lange bevor der Tourismus den wirtschaftlichen Aufschwung für die Stodertaler Bevölkerung brachte, war die Haupteinnahmequelle die Holzwirtschaft.
Nur mehr wenige alte Einheimische wissen heute noch von der harten und gefährlichen Arbeit, die gemacht werden mußte um die im Sommer geschlägerten Stämme im Winter von den Bergen in das Tal zu bringen. Es gab keine Seilwinden und Kranwägen wie heute, es gab nur Schlitten und mutige Männer, die diese gefährliche Arbeit machten.
Die im Sommer geschlägerten Stämme wurden zum Winterhaufen zusammen getragen. Beim ersten ausgiebigen Schneefall setzte reges Leben in der Winterhütte ein. Die Holzknechte hielten Einzug. Die Jüngsten waren vielleicht zwanzig, die Ältesten kaum über vierzig, denn der Holztransport mit dem Schlitten, das "Holzschlitteln" erforderte Kraft, Mut und Geschicklichkeit.
Für die ganze Partie verantwortlich war der Holzmeister, dem der Meisterknecht zur Seite stand. Die anderen erhielten Namen nach ihrer Funktion. Da gab es die "Ziager", die das Holz mit dem Zugschlitten  zu Tal fuhren, die "Aufleger", die den Schlitten beluden, die "Bahnmacher", die für die Strecke sorgten und die "Zammleger", die das Holz im Tal auf den "Rennhaufen" aufstapelten. Der "Geimel", ein älterer Holzknecht, bestellte den Haushalt, und ein geschickter Knecht sorgte  als "Schmied" für die Funktion der "Sappel, Klampfen und Bremstatzen". Bei Tagesanbruch  schnallten die "Ziager" an ihre  Bergschuhe schwere, zwölfzackige Eisen, legten das Kreuzband um Brust und Schultern und waren zur Abfahrt bereit. Die aus zähem Eichenholz gefertigten stark beschlagenen Schlitten mit hohen Hörnern konnten beladen werden.
Die "Aufleger" schlichteten das Holz auf den Schlitten. Am Boden wurden die Weichholzstämme verstaut, darauf kamen die Hartholzstämme. Die Stämme wurden vom "Ziager" mit Klampfen und "Zammhängketten" verbunden. Das mußte ausserordentlich  gewissenhaft gemacht werden, denn wegrutschende Stämme während der Fahrt  konnten zu einem Unfall führen und den Tod bedeuten. Die aufgeladenen Stämme maßen  zusammen 2 bis 3 Kubikmeter, das entspricht einem Gewicht von ungefähr 2000 kg. Der "Ziager" befestigt den Ring des Kreuzbandes  mit der Zugkette des Schlittens, setzte die Zacken seiner Fußeisen in den harten, gepreßten Schnee, beugte sich beim Anziehen weit nach vor und setzte den Schlitten in Bewegung. Die schwere Last nahm Fahrt auf und schoß immer schneller werdend die Bahn hinunter. Rasch löste er den Ring am Kreuzband von der Zugkette, denn schon oft war diese Bindung zu einer tödlichen Verbindung geworden.( Er konnte nicht abspringen wenn der Schlitten in eine Schlucht zu stürzen drohte). Die Füße an den Kufen, den Rücken an die Stämme gepreßt, raste er mit den Fäusten die Bremstatzen umklammernd mit rasender Geschwindigkeit zu Tal. Über schwankende Brücken, an wilden Schluchten vorbei, näherte er sich dem "Holzzusammenlegplatz". Wehe wenn er vergaß das Kreuzband zu lösen und aus der Bahn geworfen wurde! Zermalmt von der riesigen Holzlast fanden ihn dann seine Kameraden an einer Felswand oder einem Baumstamm.
Zuweilen hemmten unwegsame Felswände oder Schluchten die Fahrt des Schlittens. Dann bremste der Mann ab, löste Klampfen und Ketten und ließ die Stämme über eine "Riese" zu den "Zusammenlegern" hinuntersausen.

Eine "Riese" war eine Rinne aus Holzstämmen zusammengefügt mit deren Hilfe unwegsame Schluchten überquert wurden. Die Bloche rutschten  auf der "Riese" der Reihe nach bis in das Tal.





Das Kreuz zeigt die Stelle, an der 1928 ein "Holzschlittler" tödlich verunglückte 







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