Diesen Artikel, aus der Serie "Hinterstoder Freiwillig" der Journalistin Marlis Stubenvoll hat Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder zur Verfügung gestellt.
Marlis Stubenvoll ist Journalistin und studiert nach Studienaufenthalten in Finnland und Dänemark zur Zeit im Master "Journalism, Media and Globalisation" in Amsterdam. In den Ferien zieht es sie immer wieder zurück in ihren Heimatort Hinterstoder. Die Artikelserie "Hinterstoder Freiwillig", aus der dieser Artikel stammt, entstand 2016 und wurde finanziert aus den Mitteln des
Zukunftentwicklungs-Prozesses Agenda 21 des Landes Oberösterreich.
Der Wildhüter als Waldhüter
Äußerlich entspricht Rainer Hackl Senior auf der Pirsch einem Jäger wie aus
dem Bilderbuch. Vom Filzhut bis zu den Stiefeln in Dunkelgrün gekleidet sitzt
er fast regungslos am Hochstand. Mit dem Fernglas lässt er den Blick durch den
Wald streifen.
Innerlich entspricht er aber nicht dem, was böse Zungen der Jägerszunft
nachsagen – etwa, dass es bei der Jagd nur um die Trophäe geht. Er orientiert
sich an einem alten Spruch, dem ihm ein erfahrener Jäger mit auf den Weg
gegeben hat, “Wenn es dir einen Stich im Herzen gibt, wenn du im Wald einen
Schneck zersteigst – erst dann bist du ein richtiger Jäger. “
Nicht jedem kommt bei dem Schlagwort „Freiwilligenarbeit“ die Jagd in den
Sinn. Dabei spielen Jäger gerade für einen Ort wie Hinterstoder eine wichtige
Rolle im Gleichgewicht zwischen Wild und Wald. Sie pflegen einen Hegering mit
15.000 Hektar, der sich auf 26 Jagdgebiete aufteilt. Eines davon ist die
Genossenschaftsjagd, in der Hackl als Jagdleiter auftritt. Einmal morgens und
einmal abends findet man ihn in einem Hochstand in der Tambergau.
„Das meiste an der Jagd ist Forstwirtschaft“ erklärt er. Deshalb beobachtet
er die Vergleichsfläche genau – ein eingezäuntes Stück Wald, das anzeigt,
welche Baumarten hier ohne den Verbiss durch das Wild aufkommen. Seine
Erkenntnis: Der Hunger der Rehe auf die delikaten kleinen Tannentriebe macht es
der Baumart schwer. Also hilft er den Pflänzchen auf die Sprünge, mit einem
Zaun aus biologisch abbaubarem Recyclingmaterial. So kommt der Wald zum
richtigen Maß an Diversität. Mit den Mischwäldern an den Nordhängen zeigt sich
Hackl zufrieden.
Natürlich spielt auch der Abschuss eine Rolle. Wieviel geschossen wird,
bestimmt die Behörde für den Hegering – aber wie ein Jäger mit dieser Zahl
umgeht, darauf kommt es für den erfahrenen Hackl an: „Man darf zu seinen
Trophäen ruhig stehen. Aber viel wichtiger ist es, dass die richtige Struktur
bei den Tieren erhalten bleibt.“ Mit „Struktur“ meint er das Gleichgewicht
zwischen erfahrenen Leittieren und Jungen. Der Jäger muss seinen Wildbestand
genau kennen und behutsam vorgehen. Schießt er das falsche Tier, fehlt der
Gamsherde vielleicht die erfahrene Anführerin. Erschreckt er das Rotwild,
könnte es sich lange nicht aus dem Wald trauen. Und das schlägt sich wieder auf
den Verbiss nieder.
Auch Tierschutz ist eine Aufgabe des Jägers. Zwischen 15 und 20 Mal meldet
sich die Polizei bei Hackl, oft mitten in der Nacht. Für den erfahrenen Jäger
ist es leichter, verletzte Tiere aufzuspüren und vor einem qualvollen Verenden
zu bewahren.
Was Hackl zu
seiner Tätigkeit motiviert, ist die Liebe zur Natur. Die dringt bei ihm durch
jeden Satz: Einen „kleinen Lauser“ nennt er das Reh, dass es sich zum
Wiederkäuen in der Wiese gemütlich gemacht hat. Auch der Schwarzspecht fällt
ihm auf, der am Waldrand aufgeflogen ist. Den Waldmeister am Boden notiert er
wohlwollend, weil er guten Boden markiert. Er späht nicht nur in den Wald, er
horcht auch in ihn hinein. Ein Zaunkönig meldet sich.
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