In seinem Buch "Ein Schloß in der Mark
Brandenburg" schrieb Wend Graf zu Eulenburg und Hertefeld aus der
Erinnerung seiner Jugendzeit über das Schloß Liebenberg und die Ferien im
Jagdgut in Hinterstoder.
Wend Graf zu Eulenburg und Hertefeld (geb.1908, gest.1986)
wuchs im Schloß Liebenberg auf und musste miterleben, wie durch
die Trennung Deutschlands in Ost und West nach dem 2. Weltkrieg Liebenberg an
Ostdeutschland fiel und der hunderte Jahre alte Familienbesitz für immer verloren ging. Nach der Deutschen
Wiedervereinigung ging das Gut nach mehreren Zwischenbesitzern an die
Deutsche Kreditbank AG. Stiftung für
gesellschaftliches Engagement, die
es als Veranstaltungs- und Seminarzentrum nutzt.
"Fast alle Ferien in unserer
Jugendzeit verbrachten wir auf einem Jagdgut einer Tante meiner Mutter in
Hinterstoder in Oberösterreich, das sie, wie wir später erfuhren, meiner Mutter
zugedacht hatte. Eine aus der Jahrhundertwende stammende, ganz in Zirbelholz
getäfelte Villa (Prielervilla) wurde fortan unsere zweite Heimat. Die Reise in das damals noch
so stille Stodertal, das der Schriftsteller Sonnleitner um die Jahrhundertwende
zum Schauplatz seiner "Höhlenkinder im heimlichen Grund" machte, war
für uns jahrelang ein jedesmal wieder aufregendes Erlebnis.
Von Berlin reiste man im
Schlafwagen über Passau nach Linz, wo man in die Pyhrnbahn nach Graz umsteigen
mußte, mit der man nach eineinhalb Stunden die winzige Bahnstation
Dirnbach-Stoder erreichte. Schon lange bevor man dort ankam, wurden unsere
zahllosen Gepäckstücke im Gang vor der Tür gestapelt, da der Zug nur wenige
Minuten in Dirnbach zu halten pflegte und man mit dem Ausladen der vielen
Sachen immer in Zeitnot geriet.
Vor dem Bahnhof standen zwei
Fahrzeuge, eine mit zwei großen Pferden bespannte Kutsche für die
"Herrschaften", vom Kutscher Hutgrabner gelenkt, und ein Ochsenkarren
für das Gepäck und die Dienerschaft, den der "Ochsenjunge Humpl "
befehligte. Unsere Leute machten beim Anblick ihres Fahrzeugs recht verdutzte
Gesichter und zogen es dann vernünftiger Weise vor, den Weg in das etwa 10
Kilometer entfernte Stodertal zu Fuß zurückzulegen.
Noch heute ist das Betreten des
Tales, wenn sich der Blick hinter der engen Talschlucht am Strumboding
Wasserfall plötzlich weitet und die grandiose Kette der das Tal abschließenden
hohen Berge des "Totengebirges" auftaucht, immer wieder ein
Erlebnis. Zwischen den waldigen Vorbergen eingebettet liegt das kleine Dorf
Hinterstoder, von saftigen Wiesen umgeben, vor uns. Das alte Kirchlein, die
Post und der "Gemischtwarenverschleiß" von Franz Pachleitner - ein
paar Häuser noch, und schon hat man das Ende des Dorfes erreicht, biegt in
einen kleinen Nebenweg ein und überquert auf einer holprigen und wippenden Holzbrücke die Steyr, um rechts
und links noch einige Bauernhäuser zu passieren, die kleine Pension
"Enzian", und dann geht es aufwärts in den Wald hinein. Nach wenigen
hundert Metern erscheint aber schon auf einer blühenden Bergwiese unser Ziel,
das Prielerhaus, von dessen Veranda Frau Hutgrabner mit einem großen weißen
Tischtuch den Ankömmlingen entgegenwinkt und dabei das Glöcklein auf dem Dachfirst klingen läßst.
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