1905 berichtete die "Tages-Post" von geplanten "Alpenhotelbauten" im Stodertal. Der Text wurde etwas gekürzt und geringfügig der heutigen Schreibweise angepasst.
Schweizer Alpenhotelbauten im
Stodertal
Aus
Hinterstoder
wird uns
geschrieben: Dieser Tage hat sich in
unserem so idyllischen, still und friedlich abseits der
großen
Heerstraße, am Fuße des Hochpriels liegenden Bergdörfchen
ein Ereignis vollzogen, das für die ganze fernere
Entwicklung
des Stodertales von größter Bedeutung
ist und den
Anbruch einer neuen Epoche des internationalen
Fremdenverkehres
und damit des Wohlstandes für die Bevölkerung der sonst an
Industrien und allem anderen so
armen
Gegend erwarten lässt. Es wurde nämlich am 17.d.M·
der Kauf von· vorderhand fünf Objekten, respektive
Baugründen
(darunter das schönst
gelegene - Grießergut am Eingange
des Tales mit
über 200 Joch, Wald, Eigenjagd, Wasserkraft
etc.)
definitiv abgeschlossen und die betreffende Kaufsumme
auch bereits bar ausbezahlt; bezüglich einiger anderer
Objekte schweben die Verhandlungen noch. Da die Preise
nach hierortiger Schätzung ganz bedeutende sind und
mit größter Kulanz vorgegangen wurde (die Besitzer
können
noch bis nächsten Sommer bleiben und genießen auch
noch diverse andere Begünstigungen), so herrscht darüber
allgemeine
Befriedigung. So viele blanke Tausender wurden
wohl selten hier in Hinterstoder gesehen und verteilt. Es muß nun,
um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen,
gleich bemerkt werden, dass sämtliche Verkäufer
bereits
wieder andere größere oder kleinere Besitze hier oder
in
der Umgebung in Aussicht haben und überdies noch ein
schönes
Stück Geld in die Sparkassen legen können. — Wie
bereits
bekannt, beabsichtigt das heuer im
Frühjahre von hervorragenden
Großindustriellen Österreichs mit
einem Kapitale
von über sechs Millionen gegründete »Syndikat zum
Bau
moderner Alpenhotels an den neuen Bahnlinien« (Pyhrnbahn),
auch das Stodertal in seine Pläne einzubeziehen und so dasselbe wohlverdienter Weise
dem internationalen Fremdenverkehre zu erschließen. Es ist nach
Ausspruch von Kennern und Mitgliedern des Syndikats
tatsächlich das schönste Tal der ganzen neuen
Bahnlinien
von Triest bis herauf.
Es war ein glücklicher Einfall vom Besitzer des »Erholungsheims Herrn G. J. Schachinger (eigentlich der intellektuelle Urheber der Sache), sich mit den Großindustriellen in Verbindung zu setzen und diese auf die Schönheit des Tales, sowie auf die derzeit günstigen Chancen, dort einen, den modernen Bedürfnissen vollkommen entsprechenden Hotelbau vorzunehmen, aufmerksam zu machen. Eines der Mitglieder des Syndikats, Herr Generaldirektor und Kammerrat Walter Bockmayer, war nach vier wöchentlichem Aufenthalt im “Erholungsheim“ von der Schönheit des Tales, den klimatischen Verhältnissen und anderen wichtigen Faktoren etc. so hoch befriedigt und entzückt, dass schon dazumal beinahe mit Sicherheit an eine Realisierung des entstandenen Planes gedacht werden konnte. Die umsichtige, sowie rasche und äußerst kulante Durchführung der betreffenden Käufe, sowie das vorzüglich getroffene Arrangement lag in den Händen des Herrn Notar Dr. Adolf Edlen von Scheidlein in Windischgarsten, der sich ebenfalls um das Zustandekommen der ganzen Sache sehr verdient gemacht hat. Es soll nun an der schönsten Stelle, am Eingange des Tales, drüber der Steyr, auf einer höher gelegenen Terrasse und direkt am Waldesrand mit dem aufstrebenden Großen und Kleinen Priel im Hintergrund und herrlicher Rundschau auf das ganze weite, grüne Tal, ein der Neuzeit vollkommen entsprechendes großes, erstklassiges Hotel im Schweizerstile mit allen technischen Neuerungen und Erfahrungen im Bau- und Hotelfache errichtet werden. Um dasselbe herum werden, zerstreut im jungen Tannenwalde, mit guten Wegen verbunden, eine ganze Anzahl Familienhäuschen in nettem Holzaufbau erstehen so dass diese große Anlage eine eigene Kolonie für sich bilden und weil vollkommen der alpinen Szenerie angepasst, einen prächtigen Prospekt von der Bahn und Windischgarstner Zufahrtsstraße aus gewähren wird. Das dabei elektrisches Licht und Kraft, Aufzug, Tennis- und Golfplätze, Schwimmbäder, Dunkelkammer, sowie ein tüchtiger Arzt und Apotheker etc. nicht fehlen werden, ist selbstverständlich. Auch für Wintersport, Eisplätze, Rodelfahren wird reichlich Vorsorge getragen werden, denn die klimatischen Verhältnisse sind hier gerade im Winter äußerst günstig, infolge der vom Bergeskranze umschlossenen sonnenseitigen Lage an der Berglehne, die vom rauen Nord geschützt ist und intensive Bestrahlung ermöglicht, der klaren nebelfreien Tage, der unendlich reinen und nervenstärkenden Winterluft etc. Das Syndikat wird sich wie verlautet, eine Ehre darein setzen, etwas für Österreich gänzlich Neues, eigenartig Schönes zu erstellen. Auf das aussichtsreiche Plateau ober dem angekauften Grießergut, dem sogenannten „Stubbränd“ mit zwei Almhütten, wird eine schöne Fahrstraße gebaut und dort oben eine Dependance errichtet. Der geniale englische Hochgebirgsmaler Mr. E.T.Compton, der auf Einladung von Herrn Schachinger Gast in dessen „Erholungsheim“war und einige wunderschöne Aquarelle malte, bezeichnete diesen Punkt als einen der reizendsten im ganzen Tale.
Es war ein glücklicher Einfall vom Besitzer des »Erholungsheims Herrn G. J. Schachinger (eigentlich der intellektuelle Urheber der Sache), sich mit den Großindustriellen in Verbindung zu setzen und diese auf die Schönheit des Tales, sowie auf die derzeit günstigen Chancen, dort einen, den modernen Bedürfnissen vollkommen entsprechenden Hotelbau vorzunehmen, aufmerksam zu machen. Eines der Mitglieder des Syndikats, Herr Generaldirektor und Kammerrat Walter Bockmayer, war nach vier wöchentlichem Aufenthalt im “Erholungsheim“ von der Schönheit des Tales, den klimatischen Verhältnissen und anderen wichtigen Faktoren etc. so hoch befriedigt und entzückt, dass schon dazumal beinahe mit Sicherheit an eine Realisierung des entstandenen Planes gedacht werden konnte. Die umsichtige, sowie rasche und äußerst kulante Durchführung der betreffenden Käufe, sowie das vorzüglich getroffene Arrangement lag in den Händen des Herrn Notar Dr. Adolf Edlen von Scheidlein in Windischgarsten, der sich ebenfalls um das Zustandekommen der ganzen Sache sehr verdient gemacht hat. Es soll nun an der schönsten Stelle, am Eingange des Tales, drüber der Steyr, auf einer höher gelegenen Terrasse und direkt am Waldesrand mit dem aufstrebenden Großen und Kleinen Priel im Hintergrund und herrlicher Rundschau auf das ganze weite, grüne Tal, ein der Neuzeit vollkommen entsprechendes großes, erstklassiges Hotel im Schweizerstile mit allen technischen Neuerungen und Erfahrungen im Bau- und Hotelfache errichtet werden. Um dasselbe herum werden, zerstreut im jungen Tannenwalde, mit guten Wegen verbunden, eine ganze Anzahl Familienhäuschen in nettem Holzaufbau erstehen so dass diese große Anlage eine eigene Kolonie für sich bilden und weil vollkommen der alpinen Szenerie angepasst, einen prächtigen Prospekt von der Bahn und Windischgarstner Zufahrtsstraße aus gewähren wird. Das dabei elektrisches Licht und Kraft, Aufzug, Tennis- und Golfplätze, Schwimmbäder, Dunkelkammer, sowie ein tüchtiger Arzt und Apotheker etc. nicht fehlen werden, ist selbstverständlich. Auch für Wintersport, Eisplätze, Rodelfahren wird reichlich Vorsorge getragen werden, denn die klimatischen Verhältnisse sind hier gerade im Winter äußerst günstig, infolge der vom Bergeskranze umschlossenen sonnenseitigen Lage an der Berglehne, die vom rauen Nord geschützt ist und intensive Bestrahlung ermöglicht, der klaren nebelfreien Tage, der unendlich reinen und nervenstärkenden Winterluft etc. Das Syndikat wird sich wie verlautet, eine Ehre darein setzen, etwas für Österreich gänzlich Neues, eigenartig Schönes zu erstellen. Auf das aussichtsreiche Plateau ober dem angekauften Grießergut, dem sogenannten „Stubbränd“ mit zwei Almhütten, wird eine schöne Fahrstraße gebaut und dort oben eine Dependance errichtet. Der geniale englische Hochgebirgsmaler Mr. E.T.Compton, der auf Einladung von Herrn Schachinger Gast in dessen „Erholungsheim“war und einige wunderschöne Aquarelle malte, bezeichnete diesen Punkt als einen der reizendsten im ganzen Tale.
Dort
oben werden dann die Almhütten
in eine Meierei
sowie
in Fremdenzimmern umgewandelt, für solche Gäste, die
einige
Tage die volle Abgeschiedenheit und Einsamkeit in der Bergwelt
genießen, auf sich wirken lassen und doch
den
gewohnten Komfort
nicht missen
wollen. Die Meierei wird
auch als Frühstück- und Jausenstation dienen. Weiter
hat
das Syndikat
am Wege zum Glanzpunkte des Tales, der
sog. „Polsterlucke“ -Talschluss- von den Wänden des Hochpriels,
2514 Meter, und der Spitzmauer, 2446 Meter, umsäumt,
von denen prächtige
Wasserfälle hernieder stürzen), geplant,
das dort gekaufte kleine Gütchen ebenfalls in ein nettes,
feines Restaurant umzubauen. Diese Idee wird auch von
den
Einheimischen lebhaft begrüßt, weil der schönste und
am
meisten gemachte Ausflug gar keine Erfrischungsstation
aufweist,
wo man gemütlich
ausruhen und
die Wunder der Bergwelt mit Muße betrachten könnte. Die Station
dürfte aber
auch für Prielbesteiger und besonders für solche, die
von
der weiten Wanderung übers Tote Gebirge von Aussee
herkommen
und oft sehr ermüdet und durstig sind, willkommene Rast und Labung
bieten. Da das Syndikat für Straßen- und
Brückenbauten, sowie für eine ausreichende moderne
und zugkräftige Reklame hohe Summen prälimininiert,
so ist es selbstverständlich, dass nicht nur die ganze
Gemeinde,
sondern auch die heimischen Wirte und Geschäftsleute diesem
Unternehmen durchaus freundlich gesinnt sind, da es für alle
nutzbringend werden wird. Sie sind eben zur
Einsicht gekommen, dass der einzelne mit bestem Willen
diese
großen Kosten nie leisten kann und der ganze geplante, vornehm
erstklassige Betrieb ja hauptsächlich für zahlungskräftiges,
internationales Publikum, wie reiche Engländer, Amerikaner, Russen
etc.,
berechnet ist; es werden aber dadurch
auch viele Reisende der Mittelklassen zum Besuche des
Tales
animiert werden. Wenn dann noch die Straße zur Station
„Dirnbach-Hinterstoder“
breiter gebaut und gut instand gesetzt wird und die bereits
sichergestellte flotte Omnibussverbindung
zur Station zumindest
zweimal täglich verkehrt (vom
Gasthofe »Jaidhaus«
sollen
dann Anschlußfahrten
mit
netten Gesellschaftswagen und mäßigen Preisen direkt
in
die Polsterlucke veranstaltet werden), dann kann man
den
Stöderern — wenn sie es verstehen, wohl gratulieren. Es wird das
so prächtige Tal — eine Perle der Bergwelt Österreichs — bereits im Laufe des nächsten Jahres
(schon heuer machte
sich Mangel an Unterkünften sehr
bemerkbar) eine unverhofft große Besuchsziffer zu erwarten
haben. Dass es selbstverständlich Persönlichkeiten
gibt,
die sonderbarerweise dem von der ganzen Bevölkerung
begrüßten
Projekte entgegen sind und ängstlich besorgt alles
mögliche
für die Zukunft wittern, darf nicht wundernehmen, wenn
man erfährt, dass vor etwa 4 Jahren, als Herr
Schachinger
mit vieler Mühe und Plage sowie Kosten die Kraft
der vorüber fließenden Steyr
zu einer elektrischen Beleuchtungsanlage für seine beiden Objekte
ausnützte, von gewisser Seite gesagt wurde: »Das brauchen wir hier
nicht«;
während die nicht akademisch gebildeten Bauern der ganzen
Umgebung
meinten: »Das wäre schön und zeitgemäß.« Es ist
unklug, einer für das allgemeine Wohl so wichtigen Neuerung
entgegenzutreten Es gibt ja noch immer Pläne
genug,
wo man als Sonderling unbehelligt und ungestört hausen
kann, man darf nur hinaufgehen in die Krummholzregion, »Dort wo im
Almgefild,
die Gems auf Felsen haust
—- —«, wie es im »Stöderer Schützenliede«
heißt.
Es blieb bei den Plänen und im Stodertal blieb der Charme einer weitgehend unverbrauchten Naturlandschaft, den die Sommer- und Wintergäste so lieben, erhalten.
Georg Julius Schachinger |
Hinterstoder um 1900 Hinterstoder ca. 2010 |
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